Anderswo (10) – Reden über Religion im Museum

Wie präsentiert man Judentum im Museum? Und hat eine Religion überhaupt Platz in einem Museum? Wenn ja, wie füllt man diesen Raum am besten? Ulrike Heikhaus war auf einem Workshop für Kulturvermittler mit Kollegen aus der ganzen Republik. Am Ende stand eine salomonische Weisheit.

Vom 5. bis zum 7.12. fand der diesjährige Bildungsworkshop für Museumspädagoginnen und Museumspädagogen in deutschsprachigen Jüdischen Museen statt. Dieses Jahr war das Jüdische Kulturmuseum Augsburg Schwaben der Tagungsort, um sich mit dem Thema „Religion und Museum“ auseinander zu setzen.

Aus großen und kleineren jüdischen Museen und Institutionen fanden sich Museumspädagogen und Kulturvermittler ein. Die weiblichen Tagungsteilnehmern waren deutlich in der Überzahl – die Vermittlung liegt also in weiblicher Hand, das war neben der fehlenden Heizung in den Ausstellungsräumen des Jüdischen Kulturmuseums der allererste Eindruck in Augsburg. Schnell aber konnte man sich für den Ort erwärmen, die Augsburger Synagoge, in deren Gebäudekomplex sich auch das Jüdische Museum befindet, besticht in ihrem Innern durch eine bauliche Ausdruckskraft und Raumatmosphäre, das es einem die Kälte und Nässe dieser Tage vergessen lässt. Siehe hier.

Schon zu Beginn der ersten Gespräche während der Tagung war schnell erkennbar, dass das Thema, nämlich die Darstellbarkeit von jüdischer Religion im Museum, mehr Fragen aufwirft, als Antworten erkennbar sind. Und dieses Gefühl begleitete uns die gesamten zweieinhalb Tage während des Workshops. In verschiedenen Impulsvorträgen wurde die Frage fomuliert, ob Religion überhaupt in ein Jüdisches Museum gehört bzw. inwieweit die Exponate zu jüdischer Religion und Ritus nicht vielmehr etwas über den Ausübenden und dessen Verhältnis zur Religion selbst erzählen.

Katharina Holländer, Publizistin aus Zürich und Landesrabbiner em. Dr. h.c. Henry Brandt boten dabei in ihren ausführlichen Vorträgen spannende Überlegungen und Anregungen für die anschließende Diskussion. Dr. Barbara Henze, Akad. Rätin an der Theologischen Fakultät der Universität Freiburg und Gül Solgun-Kaps, Lehrbeauftragte der Universität Augsburg, Fachbetreuerin für interkulturelle Erziehung und IslamlehrerInnen, erläuterten die jeweiligen Erwartungen und Wünsche, mit denen Museumsbesucher aus christlichen oder muslimischen Kontext ein Jüdisches Museum besuchen.

Hier waren sich alle TeilnehmerInnen einig, dass ein Gespräch über die jeweilige eigene Religion Voraussetzung für das Verstehen der anderen Religion ist. Dennoch soll dabei nicht nur auf die Gemeinsamkeiten zwischen den Religionen verwiesen werden, auch die Einzigartigkeiten und der Hinweis auf andere Religionen über die drei monolithischen Religionen hinaus, kann für viele Museumsbesucher den Blick öffnen und neue Gedanken zulassen.

Am Ende gab uns der Landesrabbiner ein fast schon salomonisches Urteil mit auf den Weg: Religion hat im Museum eigentlich nichts zu suchen. Aber wenn wir als Museumsleute dennoch versuchen Religion im Museum zu vermitteln, dann sollen wir es wenigstens gut machen. Mit diesem Vorhaben im Gepäck traten wir die Rückreise von Augsburg an.

P.S. Wer demnächst mal in Augsburg vorbei schaut, sollte einen Besuch im Jüdischen Kulturmuseum einplanen: die kleine aber feine Dauerausstellung informiert den Museumsbesucher sehr konzentriert und genau über die Geschichte und Kultur der Juden in Augsburg und Schwaben vom Mittelalter bis heute.

Ulrike Heikaus

Illustration: Cristóbal Schmal (danke!)