Anderswo

In den letzten Tagen war mein Büroalltag etwas weniger alltäglich als gewöhnlich. Statt Computer, Telefon und Kalender gehörten ein selbstgebastelter Stempel aus Moosgummi, ein Wecker und ein alter Reisekoffer zu meinen unabdingbaren Arbeitsmaterialien. Auch mein Arbeitsplatz war eher ungewöhnlich, denn das Jüdische Museum war für einige Tage zu Gast in der Spielstadt Mini-München

In Mini-München können Kinder und Jugendliche arbeiten, studieren und die politischen Geschicke der Stadt bestimmen.
Und für einige Tage konnten auch wir vom Jüdischen Museum München den Bewohnerinnen und Bewohnern der Spielstadt einige der heißbegehrten Jobs anbieten, die es den Kindern und Jugendlichen ermöglichen, MiMüs (die einheimische Währung) zu verdienen und Einblicke in verschiedene Berufsfelder zu bekommen.
In zwei Vorlesungen an der Comenius-Hochschule nahmen wir die jungen Studentinnen und Studenten mit auf eine Entdeckungsreise und versuchten herauszufinden, was uns das Reisegepäck im alten Koffer wohl über den Besitzer verraten mag.

Ähnliche Objekte wie die im Koffer eingepackten Gegenstände werden zur Zeit im Jüdischen Museum München in der aktuellen Wechselausstellung Juden 45/90. Von ganz weit weg – Einwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion präsentiert: Die Ausstellung zeichnet den Migrationsweg von jüdischen Zuwanderern aus der ehemaligen Sowjetunion nach München nach und stellt persönliche Erinnerungsstücke vor, die die Zeitzeugen im Reisegepäck mit nach Deutschland brachten. Die mit den Gegenständen verbundenen Lebensgeschichten und Erinnerungen zeigen eindrucksvoll, warum die Flöte des Großvaters, der über Generationen vererbte Löffel und all die anderen Objekte für die Besitzerinnen und die Besitzer von so großer Bedeutung sind.
Anknüpfend an die Idee, dass die meisten von uns Gegenstände besitzen, die uns am Herzen liegen, baten wir Mini-Münchnerinnen und Mini-Münchner in mehreren Workshops um künstlerische Darstellungen ihrer Lieblingsdinge. Die Arbeiten der jungen Künstlerinnen und Künstler zeigen ein breites Spektrum an Motiven von Nintendo über Haus- und Plüschtiere bis hin zu Erinnerungsstücken an die Großeltern.
Eine Auswahl der Bilder wurde dann von einem Mini-KuratorInnen-Team in einer Ausstellung präsentiert, die über in Mini-München ausgehängte Poster beworben wurde. Höchst engagiert machte sich das Team auch an die Aufgabe, dem Mini-Münchner Publikum kurze Führungen durch die Ausstellung anzubieten.
Wer die Ausstellung in Mini-München verpasst hat, hat ab Ende Oktober noch eine Chance, sich die gemalten Lieblingsdinge der Mini-Münchner Künstlerinnen und Künstler anzusehen, die in der Kabinettausstellung im Jüdischen Museum München ausgestellt werden.