Ausstellung: „Alfred Flechtheim. Kunsthändler der Moderne“ in Berlin

Was Sport mit der Berliner Bohème der 1920er Jahre zu tun hat, kann man derzeit in unserer Wechselausstellung Never Walk Alone. Jüdische Identitäten im Sport im ersten Obergeschoss erfahren. Ein Kabinett ist dort dem Galeristen Alfred Flechtheim (1878-1927) gewidmet, der seine Begeisterung für den Boxsport aktiv in der Kunst beförderte.
Blick in das Bildhaueratelier Alfred Flechtheim, Georg Kolbe Museum | Foto: Enric Duch, VG Bild-Kunst 2017
Blick in das Bildhaueratelier Alfred Flechtheim, Georg Kolbe Museum | Foto: Enric Duch, VG Bild-Kunst 2017

Das Georg Kolbe Museum in Berlin zeigt nun mit Alfred Flechtheim. Kunsthändler der Moderne eine sehr sehenswerte Ausstellung, die erstmals gänzlich das Wirken Flechtheims am Kunstmarkt beleuchtet, seine Rolle bei der Entdeckung und Förderung zahlreicher Künstlerinnen und Künstler beschreibt und gleichzeitig ein Bild von der Entwicklung der modernen Bildhauerei in den 1920er Jahren vermittelt.

Im ersten Ausstellungsraum wird zunächst eine Zusammenstellung von Skulpturen gezeigt, die auf die Diversität der von Flechtheim geförderten Künstlerinnen und Künstler verweist. Auf lose im Raum verteilten, unterschiedlich hohen Stelen stehen neben figürlichen Darstellungen wie den Tänzerinnen-Bronzen von Edgar Degas auch sehr abstrakte Arbeiten, wie etwa Rudolf Bellings berühmter „Dreiklang“. Kurze Wandtexte beschreiben jeweils, wo sich die Geschichten Flechtheims mit denen der Künstler und der ausgestellten Objekte kreuzen und führen so hin zum bewegten Werdegang des schillernden Kunsthändlers.

Ein Panorama des illustren gesellschaftlichen Lebens Flechtheims entfaltet sich durch eine Auswahl an Auszügen aus dem von ihm begründeten Magazin Querschnitt, in dem anlässlich seines 50. Geburtstags Bekannte und Freunde des Galeristen aus aller Welt Glückwünsche und Anekdoten hinterließen. Neben zahlreichen Gratulationen und kleinen Bon mots, etwa von Joachim Ringelnatz und Gottfried Benn, findet sich dort auch ein Kommentar des späteren Boxweltmeisters Max Schmeling, der Flechtheim freundschaftlich verbunden war. Seine Anerkennung für den Freund drückt er mit folgenden Worten aus: „Wenn ich Maler wäre, möchte ich in Flechtheims Stall sein“.

Rudolf Belling, Der Boxer Max Schmeling, 1927, Bronze. Foto: Kai Annett Becker, Sammlung Berlinische Galerie, VG Bild Kunst

Dem Sport als künstlerisches Motiv bei Flechtheim widmet die Ausstellung einen eigenen Raum. Als Sport-Enthusiast nahm Flechtheim das beginnende zeitgenössische Interesse an der künstlerisch-bildlichen Darstellung von Athleten schnell auf und regte den Austausch zwischen Kunst und Sport durch essayistische Beiträge im Querschnitt und Förderung entsprechender Kunst in seiner Tätigkeit als Galerist an. Wie diese Auseinandersetzung der Moderne später zuweilen vom stumpfen nationalsozialistischen Körperkult vereinnahmt wurde, ist ebenfalls Teil der Ausstellung.

Die Ausstellung im Georg Kolbe Museum läuft noch bis zum 17. September. Mehr Informationen gibt es unter http://www.georg-kolbe-museum.de/