Am 7. Oktober 2023 überfielen Terrorkommandos der islamistischen Hamas Israel, verübten grausame Gewaltakte an der Zivilbevölkerung, töteten mehr als 1200 Menschen und nahmen über 240 Geisel, von denen sich bis heute noch immer über 100 Personen in der Gewalt der Hamas befinden. Israel reagierte mit einem Militäreinsatz in dem von der Hamas kontrollierten Gazastreifen. Seither herrscht Krieg mit unvorstellbar großem Leid und einer humanitären Katastrophe auf Seiten der palästinensischen Zivilbevölkerung.
Der 7. Oktober bedeutet für die israelische Bevölkerung und für Jüdinnen und Juden weltweit eine traumatische Zäsur. Dieser Tag, der das Leben in ein „Davor“ und ein „Danach“ unterteilt, ist auch der Beginn einer lauten, deutlich aggressiveren antisemitischen Debattenkultur, die gezeichnet ist von immer enger und unsicherer werdenden Räumen, von eindeutigen Schuldzuweisungen, vom Verlust einer politischen Heimat und Sicherheit einer ausgewogenen Sprache.
Das Jüdische Museum München möchte daher mit einer temporären Audioinstallation die Perspektive nach innen richten und lässt dafür die israelische Dichterin Agi Mishol, ausgewählt als eine Stimme unter vielen, zu Wort kommen. In ihrem Gedicht „Schutzraum“, geschrieben unmittelbar nach dem Erleben des 7. Oktobers, sucht Mishol Zuflucht in der Sprache. Bis zum 24. November 2024 ist im Foyer des Jüdischen Museums München das Gedicht zu hören. Im Original eingelesen von der Autorin selbst, sowie in Deutsch und Englisch. Diese Intervention ist ein Versuch, im lauten Geschehen des politischen Diskurses und der Agitation innezuhalten und die universelle Ebene des Leids aller anzuerkennen.
Das Gedicht „Schutzraum“ entstand unmittelbar nach dem 7. Oktober 2023 und ist im Band „Gedicht für den unvollkommenen Menschen“ (Hanser) im Sommer 2024 auf Deutsch erschienen. Mehr zur Installation hier.