Verborgene Schätze

Wer kennt das nicht? Dachböden oder Keller, die auf eine Entrümpelung warten, oft jahrelang. Alte Möbel, die entsorgt werden wollen, abgelegte Spielsachen der Kleinen, die längst erwachsen und ausgezogen sind, Schachteln mit Erinnerungen und Krimskrams. Irgendwann rafft man sich dann doch auf und fängt an zu sortieren, Dinge wegzuwerfen oder zu verschenken. Ja und manchmal verstecken sich unter diesen Dingen wahre Schätze, Kleinodien aus der Vergangenheit, die Geschichten erzählen und die ganz besonders die Herzen von Museumsleuten höher schlagen lassen.

So oder so ähnlich hat es sich kürzlich in Los Angeles, Kalifornien zugetragen, als ein Nachfahre von Peter H. Bach seinen Keller inspizierte und dabei einen fast vergessenen Nachlass aus 129 (!) Filmrollen und Fotoalben entdeckte und diese dem Jüdischen Museum München überließ.

Porträt Peter H. Bach während seiner Zeit bei er Army.

Peter H. Bach war schon einmal Protagonist einer kleinen Ausstellung im JMM, und das aus gutem Grund: Ab den 1970er Jahren setzte sich der gebürtige Münchner intensiv für die Errichtung eines jüdischen Museums in München ein und entschloss sich 1992, eine Stiftung einzurichten, die Peter H. Bach-Stiftung, die bis heute Gültigkeit hat und der Pflege und dem Erhalt jüdischer Kultur in München und Bayern dienen soll.

Peter H. Bach wurde 1914 als Sohn von Carl Bach geboren, einem Mitbesitzers des Kaufhauses Isidor Bach in der Sendlinger Straße. Nach einer Ausbildung zum Textilkaufmann emigrierte er 1934 nach England und später in die USA. Seine Eltern mussten ihr Kaufhaus 1936 im Rahmen der sogenannten Arisierung an ihren leitenden Mitarbeiter Johann Konen verkaufen. 1939 wurde Carl Bach nach dem Novemberpogrom für mehrere Monate im Konzentrationslager Dachau inhaftiert. Kurz darauf flüchtete er mit seiner Frau Alice zuerst in die Schweiz und ließ sich schließlich 1946 in den USA nieder. Nach 1945 erhielt die Familie Bach das Kaufhaus an der Sendlinger Straße teilweise restituiert und wurde wieder Teilhaberin. Das Kaufhaus behielt bis heute den Namen des sogenannten Ariseurs bei.

Peter H. Bach starb 1998 in Los Angeles. Und hinterließ eine Fülle an Filmen und Fotoalben, die bis vor Kurzem vergessen in einem Keller ihr Dasein fristeten und nun ans Licht geholt wurden. Die Filme wurden zwischen 1934 und 1980 gedreht und sollen nun in einem größeren Projekt gemeinsam mit dem Bayerischen Rundfunk restauriert und digitalisiert werden. Noch wissen wir nicht genau, was sich wirklich auf den Filmrollen befindet, aber die Beschriftungen verraten schon ein wenig: Peter H. Bach war wie auch sein Vater ein leidenschaftlicher Amateurfilmer und hielt sämtliche Reisen rund um den Globus, aber auch besondere Familienevents auf Celluloid fest.

129 Filmrollen im Format 16mm, 8mm oder Super8 sollen restauriert und digitalisiert werden.

Die Fotoalben beschreiben ein paar Jahre im Leben von Peter H. Bach. Die Bilder, Zeitungsausschnitte und Postkarten erzählen die Geschichte, als er 1941 als Pionier in der Army seinen Dienst aufnahm und auch beim Einmarsch der Alliierten über Frankreich nach Deutschland 1945 dabei war. Sie erzählen vom einfachen Soldatenleben, von Entbehrungen und zerstörten Städten, aber auch von schönen Momenten, als er in Paris Theatervorstellungen besuchte oder die Bayerischen Alpen wiedersah. Sie berichten von Familienzusammenkünften in Los Angeles, von Festen und Alltagsgeschichten.

Familienereignisse in LA.
Peter H. Bach als GI 1945 in München.

Die Filme und Alben dokumentieren ein Leben, das in München begann und in der Emigration zu einem amerikanischen wurde, ohne dass die Münchner Wurzeln dabei jemals verloren gingen.