Zuvor war die gebürtige Laupheimerin extra aus England, wo sie seit der Machtübergabe an die Nationalsozialisten lebte, zurückgeholt worden – angeblich um das deutsche Team bei der Olympiade zu verstärken. Tatsächlich erwies sich dies als eine perfide Strategie der deutschen Organisatoren, um einen drohenden Boykott der Spiele von anderen Staaten abzuwenden, die die Gleichbehandlung von Sportlerinnen und Sportlern jüdischer Herkunft gefordert hatten.
Eine wirkliche Teilnahme Bergmanns im nationalsozialistischen Deutschland war wohl nie geplant: Kurz vor Beginn der Spiele erhält sie vom Deutschen Reichsbund für Leibesübungen einen Brief, der sie über ihren Ausschluss aus dem Olympia-Team informiert. „Sie werden auf Grund der in letzter Zeit gezeigten Leistungen wohl selbst nicht mit einer Aufstellung gerechnet haben“, heißt es in dem Schreiben, man könne ihr jedoch eine Stehplatzkarte für die Spiele anbieten.
„Ich hatte nie so viel Zorn, so viel Wut erlebt“, schreibt Gretel Bergmann in ihren Erinnerungen über ihre Empfindungen in dem Moment, in dem sie den Brief erhält – und sie kommentiert ihn auf ganz besondere Weise: unter das Schreiben klebt sie einen Zeitungsartikel, der knapp drei Wochen vor diesem Ausschluss erschienen war und ihr die Jahresbestleistung im Hochsprung bescheinigt. So bewahrte Gretel Bergmann den Brief auf und nahm ihn mit in die Emigration.
Eine Reproduktion des Briefs wird momentan im Jüdischen Museum München gezeigt:
Am Dienstag ist die ehemalige Hochspringerin Margaret Bergmann Lambert im Alter von 103 Jahren in New York gestorben.
Mehr über Gretel Bergmann und ihr bewegtes Leben im Nachruf der New York Times.
Beitragsbild:
Meisterschaften des Sportbundes des Reichsbundes jüdischer Frontsoldaten (RJF) auf dem Sportplatz der Jüdischen Gemeinde in Berlin-Grunewald, Juli 1936: Die Hochspringerin Gretel Bergmann aus Laupheim, dt. Rekord d. Frauen über 1,60 m (geb. 1914; emigrierte 1937 (USA) ).
Foto (A.Pisarek). /akg