ist das Ende absehbar. Nicht nur weil die Flugblätter mit den Anti-Kriegsgedichten, die in der Ausstellung zum Mitnehmen ausliegen, langsam ausgehen… Nur noch gute drei Wochen haben Besucherinnen und Besucher die Möglichkeit, sich die Wechselausstellung anzusehen, dann macht der Krieg einem unbeschwerteren Thema Platz – einer Reise durch „ein jüdisches Jahrhundert auf Schellack & Vinyl“: JUKEBOX! JEWKBOX! ab dem 25.März 2015 im Jüdischen Museum München und bald auch mehr auf diesem Blog.
Aber zurück zum Gedenken: Es war ein an Symbolen und Gedenkritualen reiches Jahr 2014. Dabei hat Deutschland den Schulterschluss mit anderen europäischen Staaten gesucht, in denen die Erinnerung an den Ersten Weltkrieg viel mehr Teil des nationalen Selbstverständnisses ist und bereits über Jahrzehnte in der öffentlichen Gedenkkultur seinen Platz gefunden hat. Das zeigt, stellvertretend für viele andere öffentliche Inszenierungen das bildgewaltige Kunstprojekt aus London im vergangenen Sommer. Der britische Künstler Paul Cummins errichtete ein Meer aus beinahe 900.000 roten Mohnblumen aus Keramik am Tower of London und über Monate war es Publikumsmagnet der ganzen Stadt, die an Sehenswürdigkeiten nicht arm ist.
In Deutschland – so hat das zurückliegende Gedenkjahr gezeigt – findet das öffentliche Erinnern doch etwas kleinteiliger statt. Zu groß ist das Unbehagen vor einer übergreifenden, nationalen Geste.
Das Erinnern an den Ersten Weltkrieg, zumindest das auf der öffentlichen politischen Bühne, ist mit Anstrengungen verbunden. Der Weg zurück geht nur über die Hürde des „Dritten Reichs“ und die Last der Schuld, die damit verbunden ist. Doch die Fülle an kulturellen Veranstaltungen, die vielerorts und deutschlandweit stattfanden, die Lesungen, Diskussionsabende, Theaterinszenierungen und Ausstellungen zeigten, dass das 100 Jahre zurückliegende Ereignis für eine interessierte Öffentlichkeit konzentriert ausgeleuchtet, zeitgeschichtlich eingeordnet und mit dem Hier und Jetzt in Bezug gesetzt wurde.
Auch unsere Wechselausstellung KRIEG! setzt sich mit den Möglichkeiten und Grenzen heutigen Erinnerns auseinander und zeigt am Ende des Ausstellungsparcours ein Exponat, dass die Vielschichtigkeit der Erinnerung versinnbildlicht: Eine Gedenktafel für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs, 1927 angefertigt, die heute die Spuren ihrer mutwilligen Zerstörung aus dem Jahr 1938 trägt. Die deutlich sichtbaren Fehlstellen und Brüche dieser Gedenktafel erzählen uns heute auch etwas über den Fortgang der deutsch-jüdischen Geschichte nach 1933 und versinnbildlichen die unwiederbringlich verlorengegangenen Spuren der Erinnerung an die deutsch-jüdischen Soldaten, an den Ersten Weltkrieg.
Bald wird die Gedenktafel wieder verpackt an ihren originären Platz ins Jüdischen Kulturmuseum Veitshöchheim zurückgebracht. Sicher eine Reise wert, aber falls Sie möchten, haben Sie noch bis zum 22. Februar die Möglichkeit sich diese objektgewordene Metapher in München anzuschauen!
Gedenktafel für die Gefallenen der Jüdischen Gemeinde Veitshöchheim, 1927 (restaurierte Fassung 1994). Foto: Franz Kimmel