Natürlich ist es ein Verlust das konkrete Filmerlebnis nicht mit dem Festivalfieber zu erleben, das das DOK.fest jedes Jahr wieder und gefühlt jedes Jahr mehr umgibt. Keine langen Schlangen vor den Kinokassen und den diversen, auch überraschenden Spielstätten in der Stadt, keine Menschengrüppchen, die sich angeregt nach dem Film mit einem Getränk in der Hand noch über das Gesehene unterhalten. Ganz zu schweigen über den fehlenden Austausch und die Vernetzung all der professionellen Filmschaffenden, die auf solchen Festivals, wie es das DOK.fest eindrucksvoll ist, wichtige Impulse für ihre weitere filmisch-künstlerische Arbeit sammeln können.
Aber jeder einzelne Film, den man auf dem diesjährigen DOK.fest nun online im Privaten anschauen kann, ermöglicht dann doch allen Zuschauenden ein „Abtauchen“ in die Filmbilder und die Botschaft des Films und das ist es ja letztlich was ein Filmfestival ausmacht und für alle in diesen Zeiten ein großes Geschenk sein kann…
In den vergangenen Jahren hat das Jüdische Museum München immer wieder gerne mit dem DOK.fest kooperiert. Auch dieses Jahr zeigen wir zwei Filme gemeinsam mit dem Festival, die thematisch gut zur Ausrichtung unseres Hauses passen und einige der Fragestellungen und Positionen verhandeln, die auch unsere tägliche Arbeit im Jüdischen Museum München bei den Vorbereitungen unserer Ausstellungen und den Vermittlungs- und Veranstaltungsangeboten begleiten. Beide Filme, die wir in unserer diesjährigen Kooperation zeigen, sollen hier kurz näher vorgestellt werden:
AFTER MUNICH: Ein Film, der sich auf eindrückliche Weise mit den Geschehnissen rund um den Terroranschlag auf die israelische Sportmannschaft während der 20. Olympischen Spielen in München 1972 auseinandersetzt. Die Filmemacherin Francine Zuckerman stellt vier Frauen näher vor, die von den Ereignissen unmittelbar betroffen waren und nun sehr persönlich darüber berichten bzw. den Film davon erzählen lassen, welchen wesentlichen Einfluss diese tödlichen Ereignisse für ihr eigenes Leben hatten und wie sie seither ihr Tun und Sein darauf ausrichteten. Im Fokus stehen vier ganz unterschiedliche Frauen, darunter Ankie Spitzer, Witwe des ermordeten Fechttrainers André Spitzer und die Mossad-Agentin Sylvia Rafael.
Der Film läuft in der Reihe DOK.panorama, #Mit Blick in die Vergangenheit.
Der zweite Film LA CASA DE WANNSEE ist ein berührender Film über eine Spurensuche zwischen den Generationen einer weit verstreuten Familie, bei der eine Villa am Wannsee eine zentrale Rolle spielt. Die argentinische Regisseurin Poli Martínez Kaplun recherchiert die von Migration, vom Über- und Weiterleben geprägte Geschichte ihrer jüdischen Familie. Über Stationen auf drei Kontinenten führt sie eine spannende, berührende Suche zu dem herrschaftlichen Haus am Wannsee vor den Toren Berlins, das ihrer Familie einst gehörte.
Der Film läuft in der Reihe DOK.focus lasting memories 2020. #Mit Blick in die Vergangenheit, #Lateinamerika.
Beide Filme sind während der Dauer des Festivals, das dieses Jahr um eine Woche verlängert wurde und nun vom 6. bis 24. Mai stattfindet, online abrufbar. Zu jeder Tag und Nachtzeit lassen sich die Filme erleben. Es wird hier, wie auch bei vielen andere Filmen, Filmgespräche geben mit den Filmschaffenden, die online abrufbar sind. Beide Regisseurinnen erläutern noch einmal ihre filmische Arbeit und die Zielsetzungen, die ihre Projekte begleiteten und so bleibt auch dieses authentische Element der Filmgespräche, dass das DOK.fest in den vergangenen Jahren so besonders gemacht hat, nicht auf der Strecke und bereichert das Gesehene. In den sozialen Medien des Festivals können sich alle Filminteressierten miteinander austauschen, sozusagen von Couch zu Couch. Auch wenn wir hoffen, dass uns das DOK.fest im nächsten Jahr wieder mit allem Drum und Dran als atmosphärisches Erlebnis im Kinosaal präsentiert werden kann, freuen wir uns auf die Möglichkeiten, die das diesjährige DOK.fest@home zu bieten hat.
Alle weiteren Informationen und das komplette Programm unter:
www.dokfest-muenchen.de