„Betrifft: Ehemaliger Judenbesitz“

Am Anfang stand ein Aktenfund im Münchner Stadtmuseum: Dort wurde vor fünf Jahren eine umfangreiche Akte mit der lapidaren Aufschrift „Betrifft: Ehemaliger Judenbesitz“ gefunden. Auf über 500 Seiten ist darin detailliert die Beschlagnahme von über 70 Münchner jüdischen Kunstsammlungen zwischen November 1938 und März 1939 dokumentiert.

Dieser Aktenfund war Anlass, erstmalig ein gemeinsames Forschungsprojekt der staatlichen und städtischen Museen zu initiieren, das zur Hälfte aus Mitteln der Arbeitsstelle für Provenienzrecherche/ -forschung finanziert wird. Seit 2009 erforschen Dr. Vanessa Voigt und Horst Kessler die Hintergründe dieser einmaligen Beschlagnahmeaktion sowie das Schicksal derer, die beraubt wurden.

Gemeinsam mit den „Deutschen Freunden des Tel Aviv Museums of Art“ lud das Jüdische Museum gestern zu einem Podiumsgespräch, bei dem die beiden Kunsthistoriker im Gespräch mit Dr. Andrea Bambi von den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen und mir erstmals einen Einblick in ihre Forschungsergebnisse gaben. Zuvor betonte der bayerische Staatsminister für Wissenschaft, Forschung und Kunst, Dr. Wolfgang Heubisch in einem Grußwort die Bedeutung des Forschungsprojekts: „Mit ihrem Provenienzprojekt stellen sich die Münchner Museen gemeinsam ihrer historischen Verantwortung. Diese Kooperation der Staatlichen und Städtischen Museen ist bundesweit vorbildlich.“ Charlotte Knobloch, Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, würdigte in einem weiteren Grußwort ebenfalls das Forschungsprojekt und stellte gleichzeitig die Frage, warum es erst jetzt, über 70 Jahre zu einer Aufarbeitung kommt.

Die Ergebnisse des zweijährigen Forschungsprojekts sollen in einem Anfang 2013 erscheinenden Buch sowie in einer Ausstellung einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.

Unser Foto zeigt Staatsminister Dr. Wolfgang Heubisch während seines Grußworts.