Lebrecht diente in diesen Jahren vorwiegend als Telefonist. Aber auch als Spezialist für Gefechtsordonnanz, was ihn an die vorderste Front führte. Sein Tagebuch beschreibt die alltäglichen und häufig banalen Probleme, den Kriegsbeschuss, die Trennung von Frau und Familie aber auch die Kameradschaftserlebnisse. Als Soldat jüdischer Herkunft spielte das Zusammengehörigkeitsgefühl mit den deutschen Kameraden eine essentielle Rolle im eigenen Selbstverständnis. Lebrecht sah sich in erster Linie als pflichtbewusster deutscher Soldat und nicht als Jude. Den Antisemitismus an der Front erlebte er als relativ gering. Doch die Katastrophe des Krieges zerstört bald viele Freundschaften.
„Alle lagen an einem kleinen Fleck beisammen teil mit abgerissenen Füssen, Eingeweide heraushängend, da eine Hand herumliegend, dort Blutlachen“
Im zunehmenden Verlauf des Krieges wandelt sich Paul Lebrechts Optimismus und Idealismus zunehmend in Zynismus, Ernüchterung und bloßen Überlebenswillen. Er und seine Kameraden gehen immer gleichgültiger mit der Gewalt um. Lebrecht aber glaubt weiterhin an die Verteidigung des Vaterlandes und schiebt die Schuld für Not und Elend dem Militarismus und der Idiotie der Generäle zu.
Mitte der 30er Jahre versucht er erfolglos sein Werk an die Weltkriegsbücherei in Stuttgart (heute Bibliothek für Zeitgeschichte) zu verkaufen. Seine Kriegsverdienste schützen ihn im erstarkenden Nationalsozialismus nicht vor antisemitischen Anfeindungen. In der Reichsprogromnacht wird Paul Lebrecht schließlich angegriffen und zusammengeschlagen. Den Verletzungen erliegt er zwei Tage später am 11. November 1938 – ausgerechnet am 20. Jahrestag der Waffenstillstandsankündigung.