Ausstellungen, die sich mit der gewaltsamen Aneignung von Kulturgut aus jüdischem Besitz durch Museen beschäftigen, fanden in den letzten Jahren in vielen Museen, so zuletzt im Münchner Stadtmuseum statt.
Heute vor genau 23 Jahren, am 11. Oktober 1995, wurde die überhaupt erste Ausstellung, die sich dieser Thematik widmete, in Wien eröffnet. „Вeschlagnahmt. Die Sammlung des Wiener Jüdischen Museums nach 1938“ fand nicht in dem 1993 wiedereröffneten Jüdischen Museum Wien statt. Ausstellungsorte waren fünf Wiener Museen und Bibliotheken, die nach der Beschlagnahme der Bestände des Jüdischen Museums 1938 das Raubgut in ihre Sammlungen aufnahmen.
Damals, drei Jahre vor der Washingtoner Konferenz von 1998, bei der Grundsätze in Bezug auf Kunstwerke, die von den Nationalsozialisten beschlagnahmt wurden, verbindlich beschlossen wurden und damit erst die Grundlagen für Provenienzforschung und Restitution geschaffen wurden, war Raubkunst für Museen noch kaum Thema.
Auch die Öffentlichkeit reagierte damals verunsichert und wusste nicht so wirklich mit dieser Thematik umzugehen. Lediglich der Rezensent der Wiener Tageszeitung DER STANDARD, Rainer Metzger, ahnte, dass die Ausstellung der Auftakt zu einer Aufarbeitung des Museumsgeschichten im Nationalsozialismus werden könnte: Die Museen, so stellt es sich dar, sind historisch nicht so unschuldig, wie die reine Addition von Ausstellungsstücken es suggerieren mag. ‚Beschlagnahmt‘ mahnt diese Zusätzlichkeit ein.“
Wer die Ausstellung „Вeschlagnahmt“ kuratiert und gestaltet hat und was die Ausstellungsmacher damals dazu sagten, können sie in der österreichischen Mediathek in einem Beitrag des Ö1- Mittagsjournals vom 10. Oktober 1995 nachhören (ab 44’35“).