„Für den Hitler war ich jüdisch genug“

Zweimal taucht der Wiener Schauspieler Otto Tausig in unserer Wechselausstellung „Das war spitze! Jüdisches in der deutschen Fernsehunterhaltung“ auf: Einmal als Rabbi Moishe Ginsburg in einem Schimansky-Tatort aus dem Jahr 2004 und ein zweites Mal in der Station „Casting und Ausstattung“. Hier ist er in einer kleinen Nebenrollen in der Verfilmung von Robert Schindels Roman „Gebürtig“ zu sehen, wo er sich für einen Film, für den ein jüdisch aussehender Charakter gesucht wird, casten läßt und prompt abgelehnt wird. Mit den Worten „Für den Hitler war ich jüdisch genug“ verläßt er das Set.

1922 in Wien geboren, verließ er 1939 als einer der letzten jüdischen Jugendlichen Wiens mit einem Kindertransport seine Heimatstadt, schlug sich im englischen Exil als Fabriks- und Landarbeiter durch, war 20 Monate als „feindlicher Ausländer“ interniert. Bereits 1946 kehrte er nach Wien zurück, studierte am renommierten Max-Reinhardt-Seminar Schauspiel und wurde ins Ensemble des Wiener Theaters Scala aufgenommen, wo er auch als Chefdramaturg tätig war. Der Enge Wiens in den 1950er Jahren entfloh der bekennende Linke nach Ost-Berlin, wo er an der Schaubühne spielte. 1970 wurde Tausig in das Ensemble des Wiener Burgtheaters aufgenommen, wo seine Karriere als einer der bedeutendsten nestroy-Darsteller der letzten Jahrzehnte begann. Daneben war er in zahlreichen Film- und Fernsehrollen zu sehen.

Seit über zwanzig Jahren galt sein persönliches Engagement der Entwicklungshilfe für Indien, das er bei Dreharbeiten kennengelernt hat. Der größte Teil seiner Gagen floß in von ihm initierte Projekte und selbst, als ihm 2009 der Nestroy-Preis verliehen wurde, ließ er einen Spendenkorb durch das Publikum gehen.

Am vergangenen Montag ist der große Schauspieler und Menschenfreund Otto Tausig 89-jährig in seiner Geburtsstadt Wien gestorben.