An der Station „Erinnerung an die Kindheit“ liegt ein interessantes Stück aus, das noch einige ungeklärte Fragen aufwirft: Es handelt sich um ein Schutzamulett, das aus Buenos Aires stammt und anlässlich einer Bar Mizwa angefertigt wurde. Bislang war jedoch weder die genaue Herkunft klar, noch genaue Verwendung.
Auf diese Erklärung hin waren die beiden argentinischen Gäste sehr überrascht und meinten, solche Amulette seien ihnen durchaus ein Begriff. Es handle sich dabei um eine Art Urkunde, die man als schriftlichen Nachweis geschenkt bekommt, dass man die Bar Mizwa erhalten hat. Die Urkunde selbst würde entweder zusammen mit anderen Dokumenten abgeheftet oder in seltenen Fällen auch aufgehängt.
Besonders interessant war zudem ihr Hinweis, dass am unteren Rand des Amulettes eine Adresse vermerkt sei, die auf einen kleinen Ort in der Nähe von Buenos Aires hinweist, der ihnen bekannt ist. In dieser Gegend befinden sich eine Vielzahl kleiner Synagogen, die teilweise heute noch genutzt werden. Unsere beiden Gäste boten an nach ihrer Rückkehr zu diesem Ort zu fahren, um herauszufinden, was sich hinter der Adresse verbirgt. Noch am selben Abend erhielten wir ein E-Mail der beiden. Sie hatten durch erste Nachforschungen herausfinden können, dass es sich bei der angegebenen Adresse um eine kleine sephardische Synagoge handelt, die heute noch genutzt wird. Sofort erklärten sie sich bereit diese Synagoge nach ihrer Heimreise mit einer Fotokopie des Amuletts aufzusuchen um eventuell noch mehr über seine Geschichte in Erfahrung bringen zu können. Gespannt warten wir nun also auf eine Nachricht aus Buenos Aires, sind unseren beiden Gästen aber jetzt schon sehr dankbar für ihre Bemühungen.
Autor: Niklas Fazler, Besucherbetreuer im Jüdischen Museum München.
Fotos: Clemens Wipplinger; Abbildung aus dem Ausstellungskatalog „ALLES HAT SEINE ZEIT. Rituale gegen das Vergessen“
Die Wechselausstellung „ALLES HAT SEINE ZEIT. Rituale gegen das Vergessen.“ ist noch bis 01. September 2013 zu sehen.