Aufgrund der Corona-Pandemie muss München dieses Jahr ohne die Wiesn auskommen und auch der Europäische Tag der Jüdischen Kultur kann nur eingeschränkt stattfinden. In diesem Rahmen organisiert die Israelitische Kultusgemeinde München ein besonderes Schmankerl – ganz ohne Anmeldung – im Schaufenster des Orag-Hauses. Hier wird seit heute eine Puppen-Bauernstube und -Schlafkammer der Firma Wallach ausgestellt.
Die Brüder Julius und Moritz Wallach eröffneten 1900 in München ein „Fachgeschäft für Landestrachten“, das sich großer Beliebtheit erfreute und schnell expandierte. Neben Trachten zeigten die Brüder Einrichtungsgegenstände und Ensembles regionaltypischer Gegenstände. In München war die Firma bestens bekannt, so statteten die Brüder Wallach unter anderem auch den Festumzug zur Wiesn mit Trachten aus. Die Arisierung der Firma 1938 unterbrach diese Entwicklung jedoch und trieb die Brüder vorübergehend in die Emigration: Erst 1949 konnte Moritz Wallach die Rückerstattung erwirken. Nach dem Tod der Brüder wurde das Unternehmen zunächst durch die Erbengemeinschaft weiter betrieben. In den 1980er Jahren kam es schließlich zum Verkauf, der Name „Wallach“ blieb jedoch bis zur endgültigen Schließung 2004 erhalten und ist gerade für die ältere Generation noch immer ein stehender Begriff für hochwertige Trachtenmode und Stil.
Die Puppenstube der Firma Wallach ist vom 10. bis zum 19. September 2020 im Schaufenster im Orag-Haus (Oberanger 9) zu sehen.
Wer darüber hinaus noch weiter in die Welt der Volkskunst der Wallach Brüder eintauchen will, dem sei der Ausstellungskatalog des Jüdischen Museums München „Dirndl, Truhen, Edelweiss – Die Volkskunst der Brüder Wallach“ ans Herz gelegt.
Ein Kommentar zur diesjährig ausgefallenen Wiesn aus jüdischer Perspektive wird ab Dienstag auch im Foyer des Jüdischen Museums München zu sehen sein. Mehr dazu morgen hier im Blog.