Zahlreiche internationale jüdische Organisationen bemühten sich gemeinsam mit den alliierten Besatzungsmächten um die Aufklärung der Provenienz jüdischen Kulturguts und wenn möglich die Restitution des selbigen. Protagonisten in der amerikanischen Besatzungszone waren dabei die Jewish Restitution Successor Organization (JRSO) und die Jewish Cultural Reconstruction Inc. (JCR), die als Treuhänderorganisationen für Kulturgut fungierten, dessen Provenienz nicht geklärt werden konnte. In unermüdlicher Arbeit sammelten ihre Mitarbeiter_innen NS-Raubgut, sortierten und restaurierten es, um schließlich die Provenienz der Kulturgüter aufzuarbeiten und die Restitution in die Wege zu leiten.
Einer dieser Mitarbeiter war Mordechai W. Bernstein: Der polnische Wissenschaftler hatte bereits vor dem Krieg für das „Yidisher Visnshaftlekher Institut“ (YIVO) gearbeitet und engagierte sich nach Kriegsende weiter für diese Institution. Über diese Tätigkeit kam er mit #HannahArendt in Kontakt, die Geschäftsführerin der JCR war. Sie bemängelte am Nachkriegsdeutschland unter anderem, dass der Anordnung zur Meldung von Raubgut bei den Besatzungsbehörden kaum eine deutsche Institution nachkam. Sie nahm es daher selbst in die Hand, in deutschen Bibliotheken, Museen und Archiven aktiv nach NS-Raubgut zu suchen. Unterstützung erhielt sie unter anderem von Mordechai W. Bernstein, der Bibliotheken und Archive durchforstete und dabei quer durch Deutschland reiste. Einige der Objekte, die er bei seinen Forschungen entdeckte, publizierte er in den 1950er Jahren in drei jiddischsprachigen Werken. Diese Objekte sowie die Arbeit Bernsteins und seiner Kollegen in der frühen #Provenienzforschung und Kulturrestitution sind die Basis für eine kommende Ausstellung im Jüdischen Museum München: Ab Frühjahr 2021 laden wir dazu ein, mit Bernstein auf Entdeckungsreise durch das jüdische Nachkriegsdeutschland zu gehen und die Provenienz verschiedener Objekte jüdischer Gemeinden in Deutschland nachzuvollziehen. Weiteres zur Ausstellung und Mordechai W. Bernstein können Sie morgen auf dem Blog des Jüdischen Museums München nachlesen.