„Beautiful as the Seven Worlds / Sheyn vi di zibn veltn“ – Das Theaterkollektiv Long Distance Affair im Jüdischen Museum München

Was bedeutet jüdische Identität im 21. Jahrhundert? Für ihre dokumentarische Theaterperformance hat das Kollektiv „Long Distance Affair“ orthodoxe, liberale, säkulare, junge und alte jüdische Frauen, Männer und queere Personen aus Israel und Deutschland befragt. Entstanden ist eine Performance, die die Vielfalt und Multiperspektivität der jüdischen Identität zeigt. Vor der Premiere am heutigen Donnerstag haben wir mit Theatermacherin Viktoria Lewowsky und dem Schauspieler Jeremy Umani gesprochen.
Gemeinsam auf der Bühne vier junge Schauspieler*innen aus München und Tel Aviv: Jeremy Umani (o.r.), Marysol Barber-Llorente (o.l.), Evelyn Genis (u.r.) und Yasmani Stambader (u.r.), Foto: © Uri Zamir, 2020.
Gemeinsam auf der Bühne vier junge Schauspieler*innen aus München und Tel Aviv: Jeremy Umani (o.r.), Marysol Barber-Llorente (o.l.), Evelyn Genis (u.r.) und Yasmani Stambader (u.r.), Foto: © Uri Zamir, 2020.
Viktoria Lewowsky, Foto: © Henrik Pfeifer.
Viktoria Lewowsky, Foto: © Henrik Pfeifer.

Was war euer Ausgangspunkt?

(VL) Unsere Ausgangsfrage war die Frage nach Identität und jüdischer Identität im Besonderen. Also die Frage, als was man sich selbst sieht und als was einen die anderen sehen. Mal deckt sich das und mal klafft es weit auseinander. Das ist auch speziell bei vielen Jüdinnen und Juden so. In verschiedenen Ländern gibt es verschiedensprachige Menschen mit sehr unterschiedlichen Hintergründen. Was ist also das Gemeinsame ihrer jüdischen Identität? Und kann man das überhaupt fassen? Uns geht es mit unserem Stück darum zu zeigen, dass es viele verschiedene Lebensentwürfe gibt, die alle nebeneinander bestehen. Sie sind alle gleich spannend und es ist schön, sie zu entdecken.

Dazu habt ihr Geschichten von Jüdinnen und Juden in Israel und in Deutschland gesammelt?

(VL) Genau, das Stück basiert auf Interviews, die wir im Lauf des letzten Jahres geführt haben. Über unser privates Umfeld und über verschiedene Institutionen wie die Janusz Korczak Akademie, die dann auch Träger des Projekts geworden ist, haben wir Personen mit jüdischem Background gesucht, die gerne über sich und ihr Leben erzählen wollten. Am Ende hatten wir mehr Interviews als wir für das Stück verwenden konnten. Wir haben eine Auswahl getroffen und Szenen daraus entwickelt.

An eurem Projekt arbeiten Beteiligte aus München und aus Tel Aviv zusammen. Wie hat das funktioniert?

(VL) Sofia und ich haben haben uns von München aus um Förderer und Spielstätten bemüht und Schauspieler gesucht. In Tel Aviv haben wir die Schauspielerin und Regisseurin Anat Barzilay für das Projekt gewinnen können. Sie hat von israelischer Seite aus eine Spielstätte und Schauspieler gefunden. Das war vor circa einem Jahr. Wir haben in der Vorbereitung viel telefoniert und geschrieben, aber wirklich persönlich kennengelernt haben wir alle uns dann erst in München.

Teil eurer Performance sind auch Fotografien und Videos von Benyamin Reich und Uri Zamir. Wie kam es dazu?

(VL) Begleitend zu den Interviews sind die Foto- und Videoaufnahmen entstanden. Wir verwenden sie im Stück, um die Stories, die wir erzählen zu unterstützen. Sofia kommt aus der Kunstwelt, sie ist Kuratorin in einer Galerie, ich komme vom Theater. Unsere Idee war es, beides zusammenzubringen. Für die Zukunft planen wir weitere Projekte zusammen.

Jeremy Umani, Foto: © Jeremy Umani.
Jeremy Umani, Foto: © Jeremy Umani.

Jeremy Umani, Schauspieler und Rapper aus Tel Aviv. Jeremy hat in mehreren israelischen TV-Serien mitgespielt, daneben hat er Rollen am Theater und arbeitet gerade an seinem nächsten Rap-Album. In „Beautiful as the Seven Worlds / Sheyn vi di zibn veltn“ stehen er und Evelyn Genis zusammen mit den Münchner Schauspielkollegen Marysol Barber-Llorente und Yasmani Stambader auf der Bühne.

How did you find out about the project? What interested you in it?

(JU) I was invited to do an audition in Tel Aviv. Mainly the people who came there were students or graduates from my acting school. Me and Evelyn got chosen. What I found interesting about the project was that it is an international project. I have never done anything like this before. To work with people who have different ways of thinking and doing things is a very enriching experience for me, both artistically and personally. Also the persons whose stories we are performing are very inspiring.

Can you give us an example?

(JU) I, for example, play the role of Matan. He is an Israeli person with Ethiopian roots. He came to Israel with his grandmother when he was ten years old. Unlike many other black kids he became very popular in his school. Only later, when he gets older, he experiences racism for the first time. As a black Jew in Israel he makes very unique experiences. But, I don’t want to give away too much. In the performance every one of us plays several characters. Anat, Viktoria and Sofia collected their stories. When we came to Munich, we read and listened to their interviews for the first time.

Have you been to Munich before?

(JU) It is my first time in Munich. We arrived here end of December and worked on the project already for a month. We have been rehearsing at the Janusz Korczak Academy and the Jewish Museum Munich. We were lucky enough to be here for New Year, which was a cool experience. Besides that I am a huge soccer fan. So I’m going to see Bayern vs. Schalke on Saturday. We do not have soccer clubs in Israel that are this famous and no such stadium. To me, coming to Germany is special and I feel like I’m getting the most of it.

Die Premiere der dokumentarischen Theaterperformance „Beautiful as the Seven Worlds / Sheyn vi di zibn veltn“ findet am heutigen Donnerstag, 30. Januar 2020, um 19.30 Uhr im Jüdischen Museum München statt. Details zur Veranstaltung hier

Die Premiere ist bereits ausverkauft, Restkarten gibt es noch für die Termine im Pathos Theater am kommenden Wochenende.

One thought on “„Beautiful as the Seven Worlds / Sheyn vi di zibn veltn“ – Das Theaterkollektiv Long Distance Affair im Jüdischen Museum München

Comments are closed.