Bildgeschichten: Margarethe Born

Die aktuelle Ausstellung „Bildgeschichten. Münchner Jüdinnen und Juden im Porträt“ erzählt von bekannten und vergessenen jüdischen Biografien in München. Auf dem Plakat zur Ausstellung ist Margarethe Born zu sehen, die Ende des 19. Jahrhunderts als junge Malerin aus Berlin nach München kam. Wer war sie?
Das Gemälde zeigt die junge Margarethe Born, die den Betrachter direkt anschaut. Sie hat brünette, lockige Haare und trägt einen schwarzen Hut. Ihr Oberteil ist weiß mit großen Rüschen über den Oberarmen. Der Kragen des Oberteils ist schwarz und ist in ihrem Nacken zu einer Schleife gebunden.
Porträt Margarethe Born, Hugo von Habermann, München, 1895, JM 20/2009, © Jüdisches Museum München, Foto: Franz Kimmel

Margarethe Johanna (Grete) Born wurde 1874 als zweite Tochter des Bankiers Moritz Born und seiner Frau Elise, geb. Nathan, in Berlin geboren. Nach dem frühen Tod des Vaters heiratete Margarethes Mutter 1892 in Berlin den Münchner Kommerzienrat und Landtagsabgeordneten Carl Maison und übersiedelte in seine Heimatstadt. Margarethe studierte Malerei und fertigte
Kopien bekannter Gemälde für private Auftraggeber*innen an. Wann sie selbst nach München kam und unter welchen Umständen sie den Maler Hugo von Habermann kennenlernte, ist unbekannt. Habermann war vor seiner Berufung an die Münchner Akademie der Bildenden Künste Gründungsmitglied und späterer Vorsitzender der Münchner Secession. Er war ein gefragter Porträtist. Unter seinen Werken sind einige ähnliche Pastellporträts erhalten. Die Pastellmalerei hatte sich im 19. Jahrhundert vor allem im Kontext des Impressionismus zur eigenen Gattung entwickelt und wurde nicht länger nur für Skizzen gebraucht.

1897 heiratete Margarethe den Architekten Hellmuth Maison. Er war der Sohn ihres kurz zuvor verstorbenen Stiefvaters Carl Maison aus dessen früherer Ehe mit Helene Lippschütz. Anstelle einer eigenen künstlerischen Laufbahn arbeitete Margarethe mit im Architekturbüro ihres Mannes. Margarethe und Hellmuth bekamen drei Kinder, von denen eines früh an Scharlach starb.

Schwarzweiß-Studio-Foto: Margarethe Maison posiert  vor einer Kulisse mit großen Ahornblättern. Um ihren Körper ist ein bedruckter Stoff drapiert
Kabinettsfoto Margarethe Maison, Fotoatelier H. Traut, München, um 1905, © JMM

1939 mussten Margarethe und Hellmuth aus München fliehen. Sie gingen nach Paris, wo bereits ihre Tochter Nora lebte. Die Kriegsjahre überlebten sie unter großen Entbehrungen versteckt auf dem Land. Ihre Enkelin erinnert sich: „[A]ls Hellmuth und Grete mit meinen Eltern in Zentral-Frankreich Flüchtlinge waren, machte sich Grete bei den Bauern beliebt. Sie zeichnete Portraits mit Farbschreibstiften der Kinder, oder mit Kohle. Als Dank bekam man Eier oder ein Kaninchen.“ Nach Kriegsende emigrierten Margarethe und Hellmuth zu ihrem Sohn Karl nach London. Margarethes Mutter war im Sommer 1942 in München verstorben. Kurz darauf wurde ihre ältere Schwester nach Theresienstadt deportiert und 1944 ermordet. Kein Mitglied der Familie kehrte nach München zurück. Margarethe verstarb 1960, zehn Jahre nach ihrem Mann. Noch im Altersheim malte sie regelmäßig.

Ihr Porträt kam 2009 zusammen mit einem Porträt der Familie Lippschütz, der Familie ihres Mannes, als Schenkung in unsere Sammlung. Margarethe und Hellmuth Maison konnten beide Bilder mit ins Exil nach Frankreich retten. Mehr zum Familienporträt und der Familie Maison in München können Sie im Begleitheft zur Ausstellung „Die Maisons. Eine jüdische Familie aus München“ (September 2009 – 24. Januar 2010) nachlesen.

Die Ausstellung „Bildgeschichten. Münchner Jüdinnen und Juden im Porträt“ ist bis zum 2. März 2025 im Jüdischen Museum München zu sehen. Zur Ausstellung.

Im Eingang des Museums ist eine Leuchtwand mit dem Porträt Margarethe Borns und dem Ausstellungstitel zu sehen. Das Porträt ist verfremdet und leuchtet in gelben Streifen.
Eingang des Jüdischen Museums München mit Leuchtwand zur Ausstellung „Bildgeschichten“, © Jüdisches Museum München, Foto: Eva Jünger