Glaubst Du an den bösen Blick?

„Tfu, tfu, tfu“ sagen Mütter in Israel manchmal, wenn Sie ein Kompliment über die Schönheit ihres Kindes erhalten. Dies soll gegen den bösen Blick helfen, eine Art Spucken. Seit Dienstag geht es im Jüdischen Museum um die mystische Seite des Judentums. Im ersten Obergeschoss kann man die Ausstellung „Glaubst Du an den bösen Blick? Jüdische Schutzamulette“ sehen.

Die Ausstellung zeigt eine Auswahl solcher jüdischen Amulette, wobei im Mittelpunkt der Ausstellung ein sehr seltenes Beschneidungsamulett aus Süddeutschland aus dem 19. Jahrhundert steht. So wurde dem Jungen nach der Geburt bis zu der acht Tage später vollzogenen Beschneidung ein Beschneidungsamulett angelegt, da man glaubte, dass ein Junge besonders bis zu diesem Tag dem „bösen Blick“ und vor allem Lilith, nach der jüdischen Mythologie die Herrscherin über die Mächte der Finsternis, ausgesetzt wäre.

Neben dem Beschneidungsamulett werden auch Kindbettbriefe, sogenannte Schutzblätter, aus unterfränkischen Genisa-Funden ausgestellt. Diese wurden an Tür- und Fensteröffnungen der Wochenstube oder an den Vorhängen des Wochenbetts befestigt, um die magische Kraft ihrer Inschriften gegen Lilith wirksam werden zu lassen.

Der Glaube an die Kraft von Amuletten hält bis heute an. Ein prominentes Beispiel sind Amulette des 2006 verstorbenen Kabbalisten Itzhak Kaduri, die ihren Weg auch zu Prinz Charles und Bill Clinton gefunden haben. In der Ausstellung sind auch solche neuartigen Amulette zu sehen, etwa Anstecknadeln für die Wiege mit einer Hamsa-Hand, die das Neugeborene vor dem bösen Blick schützen sollen oder ein Hamsa-Handamulett, wie Madonna es gerne trägt.

Allerdings hat sich die ursprüngliche Bedeutung dieser Amulette mit neuen Funktionen vermischt. So dienen sie heute oft nur noch als Glücksbringer im erweiterten Sinne oder als Touristensouvenir.

2 thoughts on “Glaubst Du an den bösen Blick?

  1. Hallo Piritta,
    ich kenne den bösen Blick aus dem türkischen Kulturkreis und habe auch schon gehört, dass dieses Phänomen in den verschiedensten Kulturen thematisiert wird. „Beschneidungsamulett […] Kindbettbriefe, sogenannte Schutzblätter“ – was ich kenne, ist zum Beispiel die Hand Faimas oder das blaue Auge – gibt es da gewisse Ähnlichkeiten?
    Also für mich übt die Überschneidungen der Ähnlichkeiten eine gewisse Fazination aus und werde mir sicherlich die Ausstellung anschauen.
    Grüße Hani

  2. Liebe Hani,
    Es freut mich, dass Du Dir die Ausstellung ansehen wirst. Es gibt durchaus Überschneidungen, beispielsweise wurde die Hand Fatimas adaptiert, im Judentum gilt sie als die Hand Miriams, nach MIriam, der Schwester von Moses und Aaron. Zu viel will ich aber nicht verraten, ich hoffe die Ausstellung gefällt Dir.
    Viele Grüße,
    Piritta

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