Das Jüdische Museum München war vertreten durch Elisabeth Schulte (Kulturvermittlerin) und Bojidar Beremski (wissenschaftlicher Volontär), die ihrerseits mit einem Vortrag zu den Möglichkeiten des partizipativen Museum anhand zweier Praxisbeispiele zu der Veranstaltung beitrugen. Dabei handelte es sich um die Vorbereitung und Realisierung der momentanen Wechselausstellung Juden 45/90 „Von ganz weit weg – Einwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion“ sowie die Vorstellung des Konzepts von „Mini-München“. Mini-München ist eine Spielstadt für Kinder und Jugendliche im Kleinstformat, die sämtlichen Anforderungen des täglichen Großstadtlebens entspricht und bei der das Jüdische Museum München mit einem mehrtägigen Bastelworkshop vertreten war. Die Ergebnisse werden im Frühjahr 2013 in unserer Studienraumausstellung präsentiert.
Am Ankunftstag begann die Tagung mit einem Besuch der kürzlich neu eröffneten Ausstellung der Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal in Wuppertal-Elberfeld. Die Begegnungsstätte befindet sich auf dem Platz, der während der Novemberpogrome 1938 zerstörten Elberfelder Synagoge. In der Dauerausstellung „Tora und Textilien“ wird die wechselvolle Geschichte und Gegenwart der jüdischen Gemeinden in Wuppertal und Bergisch Land auf beeindruckende und innovative Art thematisiert. Nach einer Fahrt mit der berühmten Wuppertaler Schwebebahn endete das Programm mit einem Empfang im Rathaus und einem anschließenden Besuch der Neuen Synagoge, inklusive Führung durch den Vorsitzenden der Jüdischen Kultusgemeinde Wuppertal, Herrn Leonid Goldberg. Eigentlicher Tagungsbeginn war am nächsten Morgen im repräsentativen 19. Stock der Stadtsparkasse Wuppertal mit 360° Grad Panorama auf die Stadt Wuppertal und das Bergische Land.
Im ersten Teil der Tagung stellten die teilnehmenden Museen neue Projekte vor. So führte beispielsweise Anja Lippert in ihrer Präsentation „Ein Schatz aus Stoff“ die Geschichte der Entdeckung von 27 Torawimpeln der Museen der Stadt Aschaffenburg zwischen 2009 und 2012 genauer aus. Das Jüdische Kulturmuseum Veitshöchheim, vertreten durch Elisabeth Singer, widmete sich der mühseligen Digitalisierung und Aufarbeitung von Genisafunden, dabei handelt es sich in der Regel um Schriftstücke aus der jüdischen Liturgie, die nach religiös jüdischem Verständnis heilig sind und deshalb in Hohlräumen aufbewahrt wurden, da sie nicht einfach so entsorgt werden dürfen. Weitere Themenblöcke befassten sich mit jüdischer Architektur und hier insbesondere mit neuzeitlichen Mikwen (Ritualbäder) und Synagogen.
Von Wuppertal durch das Bergische Land ging es am darauf folgenden Tag in das Herz des Ruhrgebiets, nach Essen. In der Alten Synagoge Essen wurde die Jahrestagung fortgesetzt. Schwerpunkt bildeten (mittelalterliche) jüdische Friedhöfe, die auf Grund des bevorstehenden Bewerbungsverfahrens deutscher Städte um einen Platz in der Liste des UNESCO-Weltkulturerbes besondere Aufmerksamkeit genießen. Mit diesen Forschungsvorhaben beschäftigt sich das Salomon Ludwig Steinheim-Institut in Essen. Annette Sommer und Nathanja Hüttenmeister konnten mit ihren Präsentationen die herausragende Arbeit des Instituts unterstreichen, ebenso wie Anke Geißler, Mitarbeiterin der Abteilung für Jüdische Studien der Universität Potsdam, die den aktuellen Stand der Erschließung des jüdischen Friedhofs in Potsdam vorstellte. Der Besuch der Alten Synagoge Essen, die seit der Pogromnacht 1938 nicht mehr für rituelle Zwecke verwendet wird und im Juli 2010 als Haus jüdischer Kultur neu eröffnet wurde, rundete das Tagungsprogramm ab.
Darüber hinaus standen der Besuch des Segerothfriedhofs in Essen, das Ruhrmuseum und das Museum Folkwang als ergänzende Programmpunkte fest.
Foto: ©Elke Brochhagen, Stadtbildstelle Essen