Start der Reihe am 20.10.2015, Einlass ab 18:30 Uhr
Eintritt frei
DI | 20.10.2015 | 19:00
Jacques Picard (Basel): Wo liegt Europa? Und wo das jüdische Europa?
Zur Pluralität und semantischen Topografie jüdischer Kulturen
Nach dem „jüdischen Europa“ zu fragen, heißt heute in Israel und in Nordamerika zu beginnen. Diese beiden Gemeinschaften sind aus europäischen Kulturen und in Europa geprägten Ideen und Traditionen entstanden. Von einigen musikalischen Beispielen ausgehend wird deutlich, dass die Pluralität und die zaghaft erwachende Kreativität, die im „Jüdischen“ heute in Europa zu beobachten ist, sowohl vielerlei unterschiedliche Traditionen aufnimmt, wie ebenso von Neuem deutet und erfindet.
Jacques Picard ist Ordinarius für Jüdische Geschichte und Kulturen in der Moderne und Professor für Kulturanthropologie an der Universität Basel.
Weitere Termine:
DI | 03.11.2015 | 19:00
Jonas Engelmann (Mainz): Wurzellose Kosmopoliten – Von Luftmenschen, Golems und jüdischer Subkultur
Der Vortrag möchte Linien von der osteuropäisch-jüdischen Kultur vor der Schoa, von den fliegenden Luftmenschen in der Literatur von Bruno Schulz, Franz Kafka oder Theodor Herzl und von den jüdischen Gangstern Isaak Babels bis in die popkulturelle Gegenwart ziehen. Dabei sollen die Strategien gegen Mechanismen der Ausgrenzung und des Antisemitismus aufgezeigt werden, die sich in diesen Motiven spiegeln.
Jonas Engelmann ist promovierter Literaturwissenschaftler, Lektor und freier Journalist.
DI | 17.11.2015 | 19:00
Joachim Schlör (Southampton): Der Glaube an das Wohnen. Jüdische religiöse Praxis und die räumliche Ordnung der Stadt
In den zeitgenössischen Debatten um den „Ort” jüdischer Kultur und in den historischen Auseinandersetzungen um „jüdische Orte” war oft vorrangig vom Unterwegssein, von Migration die Rede. Der Beitrag möchte Formen historischer wie aktueller place-identity in den Blick nehmen und die Aufmerksamkeit vor allem auf Schwellensituationen richten: auf die Mesusah am Türpfosten, auf die Inschrift über dem Eingang zur Synagoge, auf die Sabbatgrenze Eruv am Übergang zwischen als „jüdisch” definierten und öffentlichen Räumen. Im Zentrum steht dabei jüdische kulturelle Praxis und ihr – situativ oft ganz unterschiedliches – Verhältnis zum öffentlichen Raum.
Joachim Schlör ist seit 2006 Professor für Modern Jewish/non-Jewish Relations an der University of Southampton.
DI | 08.12.2015 | 19:00
Caspar Battegay (Lausanne): „La sauce à coté“ Die Erfindung des jüdischen Essens
Für eine säkulare jüdische Identität ist die Rolle des Essens zentral, wovon die Literatur oder unzählige Filme zeugen. Doch in den letzten Jahren ist nicht nur die Repräsentation des Essens omnipräsent geworden, das Essen selbst wurde zu einer popkulturellen Praktik. Food-Shows auf MTV oder Vice, Blogs und Social Media haben das Essen in ein Medium der Distinktion und der Ironie verwandelt. Dieser Vortrag beleuchtet das Essen im Zusammenhang jüdischer Identität in Nordamerika und Europa.
Caspar Battegay ist Fellow des Schweizerischen Nationalfonds an der Universität Lausanne und arbeitet derzeit an einer Habilitation zu literarischen Utopien in der deutsch-jüdischen Literatur des 20. Jahrhunderts.
DI | 19.01.2016 | 19:00
Vanda Vitti (München): (Trans-)Formationen jüdischer Lebenswelten nach 1989 in den slowakischen Städten Košice und Lučenec
Der Vortrag gibt Einblicke in jüdische Lebens- und Erfahrungswelten in den slowakischen Städten Košice und Lučenec, die sich in den Spannungsfeldern von individuellen, familiären, urbanen sowie nationalen und transnationalen Erinnerungsstrategien und Gedächtnislandschaften generieren. Dabei wird auch der Umgang mit jüdischem materiellen und immateriellen Kulturerbe in Vergangenheit und Gegenwart beleuchtet.
Vanda Vitti ist seit 2014 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Volkskunde/Europäische Ethnologie der LMU München.
DI | 02.02.2016 | 19:00
Eszter Gantner (Berlin): Jüdisches Erbe zwischen Vermarktung und Erinnerungspolitik
Anhand der konkreten Fallstudie zum jüdischen Erbe Berlins werden die Vermarktungspraxis der Hauptstadt und das in den letzten Jahren aufgebaute spezifische stadtgeschichtliche Image genauer thematisiert. Dies weist eine besondere Mischung aus historischen Bildern, sichtbarem jüdischen Erbe und aktueller Erinnerungskultur auf, die als „Jüdisches Berlin“ angeboten wird. Im Zusammenspiel von Marketing-Agenturen, der Tourismusbranche, den städtischen Medien, den Kulturschaffenden, Gastronomen und Festivalagenturen wurde damit ein Prozess eingeleitet, der sich als „urban imagineering“ bezeichnen lässt.
Eszter B. Gantner ist seit 2010 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Europäische Ethnologie der Humboldt Universität zu Berlin.
Fotos: Franz Kimmel
Ein Rundgang durch unsere Ausstellung:
„JÜDISCHES EUROPA HEUTE. EINE ERKUNDUNG.“ from Jüdisches Museum München on Vimeo.