Gesundheitskuchen nach einem Rezept von Olga Maier

Die Münchnerin Olga Maier, der unsere aktuelle Studienraumausstellung gewidmet ist, hat für ihre weitverzweigte Familie gerne und viel gebacken. Wir haben eines ihrer Rezepte nachgebacken.
Kuchen in klassischer Gugelhupfform
Gesundheitskuchen nach dem Rezept von Olga Maier, Foto: © JMM

Bei dem Wort „Gesundheitskuchen“ schaut man heute in fragende Gesichter. Der Begriff ist nicht mehr sehr gebräuchlich und vielen nicht bekannt. Eine kleine Recherche ergibt: ein Gesundheitskuchen besteht aus einem klassischen Rührteig, der in einer Gugelhupfform gebacken wird. In Franken wird der Kuchen auch „Schatt“ genannt. Woher genau der Name „Gesundheitskuchen“ stammt, ist unklar. Vergleicht man ihn mit leckeren zuckerfreien Kuchen, ist er sicher nicht gesünder. Im Gegensatz zu gehaltvollen Torten mit Sahne und Butter hat der Kuchen seinen Namen sogar ein bisschen verdient.

Von wem Olga Maier (1876–1942) ihr Rezept hatte, ist nicht überliefert. Da ihr Vater aus dem unterfränkischen Dittlofsroda stammte und ihre Schwester Rosa mit ihrer Familie in Würzburg lebte, ist es jedoch möglich, dass Olga das Rezept von ihnen bekam.

Während der Recherche für die Studienraumausstellung wurde die enge Beziehung zwischen Olga, ihren Geschwistern sowie Neffen und Nichten deutlich. Im Nationalsozialismus flohen Teile der Familie ins Ausland und die schon betagte Olga blieb in München zurück.  Briefe wurden zwischen England, Dänemark, Palästina, den USA und Trinidad hin- und hergeschickt, um den Kontakt aufrechtzuerhalten. Als Olgas Nichte Leni Gumprich, die mit ihrem Ehemann nach Trinidad geflohen war, ihre Tante nach Backrezepten fragte, antwortete Olga am 21. Februar 1939:

„Und wie geht’s Euch, meine Lieben? Hast Du Dich, liebe Leni, in Deinem neuen – sehr ungewohnten – Wirkungsfeld eingearbeitet? Hoffentlich hast Du es gut getroffen, so daß Dich die Umstellung nicht zu tief berührt. Immerhin zeugt Dein Interesse für Kochrezepte von Hausfrauensinn, und ich komme sehr gern Deinem Wunsch nach, solche beizulegen…Es war dumm von mir, sie Dir noch nicht plastisch in Deinem neuen Heim vorgeführt zu haben, dh. Dir einen Kuchen zu senden, doch was nicht ist, wird noch werden. Für heute nehmt beide mit der Epistel vorlieb (Rezepte sind auf Blatt 2), u. seid herzlich gegrüßt.“

Ein paar Monate später, am 13. Juli 1939, schrieb Olga an ihre Nichte:

„Hört `mal, vorhin gab ich einen halben (!) Kuchen als Warenprobe an Euch auf; Päckchen kennt Trinid. nicht, u. da War.-Pr. [Warenprobe] nur ½ kg schwer sein darf, mußte ich ihn teilen. Laßt ihn Euch munden, u. denkt dabei Eurer Tante O.“

Trotz der der Entfernung und Repressalien durch die NS-Gesetze versuchte Olga ihrer Familie eine Freude zu machen. Ihren Neffen in Palästina schickte sie deutsche Märchenbücher und Würste. Der Briefkontakt scheint für Olga Stütze und Beschäftigungsmöglichkeit zugleich gewesen zu sein.

Neben einem Gesundheitskuchen schickte Olga ihrer Nichte Leni die Rezepte für Appellärmperl (Apfeltaschen) sowie eine Brottorte. Wir haben uns an den Gesundheitskuchen herangetraut. Der Gugelhupf braucht nicht viele Zutaten, ist einfach zubereitet und nach etwas mehr als einer halben Stunde im Ofen fertig.

Olga Maiers Gesundheitskuchen

Kuchenrezept in Schreibschrift auf einem vergilbten Briefbogen
Olgas Rezept für Gesundheitskuchen in einem Brief an ihre Nichte, Foto: © privat

Zutaten

  • 100 g Butter
  • 150 g Zucker
  • Vanille (1 Päckchen Vanille-Zucker oder das Mark einer Schote)
  • 4 Eier
  • ½ Tasse Milch
  • 200 g Mehl
  • 20 g Backpulver

Zubereitung

100g Butter schaumig rühren, 150 g Zucker, etwas Vanille, 4 Eidotter (eines nach dem anderen) daran rühren, ½ Tasse Milch und 200 g Mehl (abwechselnd) dazu rühren, etwa 20 g Backpulver dazu geben (darunter rühren) und zuletzt den von den 4 Eiweiß geschlagenen Schaum darunterheben. In eine mit Butter gestrichene Gugelhupfform füllen und ¾ Stunde in gut angewärmtem Rohr backen [ca. 160 Grad Umluft für 35 min, Stäbchenprobe].

Den Kolleg*innen hat der Gesundheitskuchen nach dem Rezept von Olga Maier gut geschmeckt. Manche hat der Kuchen an Rezepte der eigenen Großmutter erinnert, die ihren Gugelhupf ganz ähnlich gebacken haben. Einige Möglichkeiten zur Verfeinerung seien deswegen an dieser Stelle kurz erwähnt: Etwas Zitronensaft oder Rum in den Teig hinzufügen. Oder: Wenn der Kuchen aus der Form gestürzt wurde und noch heiß ist, frisch gepressten O-Saft über den Kuchen laufen lassen. Die Variante für Erwachsene: Eierlikör über den heißen Kuchen geben.

Die Erinnerung an Olga Maier zu erhalten ist ein Ziel unserer aktuellen Studienraumausstellung. Erinnerungen können verschiedene Formen haben. Rezepte, die in Familien weitergegeben werden, gehören wohl zu den Schönsten. Wir freuen uns daher, ein Rezept Olga Maiers selbst ausprobiert zu haben und hier weitergeben zu können.

Wir wünschen viel Erfolg beim Backen!

Gedeck mit Kuchen und Kaffee
Foto: © JMM