#PostAus – Die ehemalige Synagoge Schnaittach

Mordechai W. Bernstein (1905–1966) besuchte zwischen 1948 und 1951 rund 800 Orte mit jüdischer Geschichte in Deutschland. Wir begeben uns auf seine Spuren und stellen Ihnen in den kommenden vier Wochen Orte vor, die er besuchte – heute die ehemalige Synagoge in Schnaittach. Mit der Aktion #PostAus laden wir Sie ein, selbst auf Spurensuche zu gehen und Orte in Ihrer Nähe zu erkunden.
Ehemalige Synagoge in Schnaittach um 1950, Foto aus: Mordechai W. Bernstein, In labirintn fun tkufes, Buenos Aires 1955.

Synagogen werden vor allem für den Gottesdienst genutzt, sie dienen aber auch der Versammlung der Gemeinde und als Lehrhaus. Hier finden zum Beispiel Gemeindeveranstaltungen, Erwachsenenbildung und Hebräischunterricht statt. Nachdem in vielen Orten jüdische Gemeinden während der Schoa vernichtet wurden, standen zahlreiche Synagogen leer. Einige von ihnen wurden ab den 1980er-Jahren bis in die unmittelbare Gegenwart zu Gedenkstätten, wo an die Schoa erinnert und jüdische Geschichte und Kultur vermittelt werden soll. In der ehemaligen Synagoge im mittelfränkischen Schnaittach beispielsweise befindet sich seit den 1990er-Jahren das Jüdische Museum Franken, das die Geschichte jüdischer Landkultur in Süddeutschland präsentiert. Zugleich wird aber auch die Geschichte des Gebäudes aufgearbeitet.

Nachdem die Schnaittacher Synagoge während der Novemberpogrome 1938 geschändet und geplündert worden war, wurde das Gebäude in ein Heimatmuseum umgewandelt. Hier wurde vor allem christliche Sakralkunst ausgestellt. So fand auch der Historiker und Journalist Mordechai W. Bernstein die Synagoge vor. Besonders erschüttert war er darüber, dass eine Pietá in den Tora-Schrein, das Allerheiligste einer Synagoge, gestellt worden war. Seit dem Mittelalter war es eine gängige antisemitische Praxis, ehemalige Synagogen in Marienkirchen umzuwandeln oder zerstörte Synagogen mit Marienkirchen zu überbauen. Möglicherweise sollte die Platzierung der Marienstatue im Tora-Schrein an diese Praxis anknüpfen.

Monika Berthold-Hilpert, Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Jüdischen Museum Franken, hat mit uns über die Geschichte der Schnaittacher Synagoge gesprochen:

#PostAus – Eine digitale Spurensuche

1700 Jahre jüdisch-deutsche Geschichte haben überall in Deutschland Spuren hinterlassen. Wir möchten Sie einladen, sich wie Mordechai W. Bernstein auf die Suche danach zu begeben. Zeigen Sie uns Orte mit jüdischer Geschichte in Ihrer Nähe! Welche Bauwerke zeugen vom jüdischen Leben in ihrer Region? Welche Geschichten erzählen diese Orte? Wer prägte das Gesicht Ihrer Stadt?

Teilen Sie bis zum 31.08.2021 Ihren Beitrag unter dem Hashtag #PostAus auf Instagram oder Facebook! Unter allen Teilnehmenden verlosen wir fünf Ausstellungskataloge zur Ausstellung „Im Labyrinth der Zeiten – Mit Mordechai W. Bernstein durch 1700 Jahre deutsch-jüdische Geschichte“.

Alle Infos zur Aktion finden Sie auf Instagram und Facebook. Wir freuen uns auf Ihre Geschichten!

Mehr zu Mordechai W. Bernsteins bewegtem Leben erfahren Sie in unserem Podcast „Die Reise“. Hier geht es zum Podcast.

Ayleen Winkler und Lara Theobalt