Ein Breslauer Leuchterpaar für das Jüdische Museum München

Seit 2019 recherchiert das Bayerische Nationalmuseum zur Herkunft jener 112 Silberobjekte, die es 1939 vom Städtischen Leihamt München erwarb und die zuvor im Rahmen der „Dritten Anordnung auf Grund der Verordnung über die Anmeldung des Vermögens von Juden“ verfolgten jüdischen Bürgerinnen und Bürgern gewaltsam entzogen wurden. Heute wurden zum wiederholten Mal im Rahmen einer kleinen Feier solche Silberobjekte an drei Erbengemeinschaften restituiert.
Mehrere alte Silberobjekte vor neutralem Hintergrund. Im Deckel der Silberdose ist in rot eine Inventarnummer zu erkennen.
Restituierte Silberobjekte aus den Beständen des Bayerischen Nationalmuseums. V.l.n.r.: Leuchterpaar von Dr. Karl Sonnenthal, Dose von Therese Lippmann, Leuchterpaar von Olga Maier © Bayerisches Nationalmuseum, München

Unter den heute restituierten Objekten befindet sich ein Tischleuchterpaar der 1876 in München geborenen Olga Maier, geborene Nußbaum. Sie musste 1939 die Leuchter abliefern, die anschließend in die Sammlung des Bayerischen Nationalmuseums gelangten. 1942 wurde Olga Maier nach Theresienstadt und von dort weiter in das Vernichtungslager Treblinka deportiert, wo sie zu einem unbekannten Zeitpunkt ermordet wurde. Ihre Erbengemeinschaft hat sich entschlossen, die an sie heute restituierten Leuchter dem Jüdischen Museum München als Schenkung zu übergeben, wofür wir sehr dankbar sind.

Das Leuchterpaar wurde zwischen 1829 und 1835 von dem Breslauer Gold- und Silberschmied Herrmann Weissenborn (um 1802-unbekannt) hergestellt, der auch jüdisches Ritualgerät wie etwa ein Tora-Schild herstellte. Ob die beiden Kerzenleuchter ebenfalls in einem rituellen Zusammenhang verwendet wurden, lässt sich nicht mehr klären. Es wäre aber vorstellbar, dass sie in der Besitzerfamilie für das Ritual vor Beginn des Schabbat verwendet wurden. Dabei spricht die Frau den Segen über zwei Kerzen und leitet so den wöchentlichen Ruhetag ein.

Die eigentliche Bedeutung der Objekte liegt aber darin, dass die Sammlung des Jüdischen Museums München nun zwei materielle Zeugnisse besitzt, die auf die Ausraubung von Jüdinnen und Juden während der NS-Zeit verweisen – ein Glied in der Kette der Verfolgungen, die für viele in Deportation und Vernichtung endeten. Damit ermöglicht das Leuchterpaar auch, die Erinnerung an eines der Opfer, die Münchnerin Olga Maier, wachzuhalten.

Hier erfahren Sie mehr zum laufenden Forschungsprojekt „Erbensuche zu 1938/39 eingezogenen und beschlagnahmten Silberobjekten im Bayerischen Nationalmuseum“.