Von Lara Theobalt und Sapir von Abel
Gastgeber der AEJM Annual Conference 2023 war das Jüdische Museum Berlin, das mit seiner neuen Dauerausstellung (2020), seinen Outreach-Programmen in und nach der Pandemie, seiner Digitalen Strategie sowie der Kinderwelt ANOHA (2021) wichtige Impulse für die Arbeit Jüdischer Museen gesetzt hat. Wir bekamen die Möglichkeit mit Mitarbeiter*innen und Kurator*innen des JMB zu sprechen, die selbst bei der Konzeption und Entwicklung der neuen Dauerausstellung sowie der vielfältigen Vermittlungsprogramme beteiligt waren. In der neuen Dauerausstellung haben uns die Einbindung digitaler Inhalte wie der Online-Sammlung und die unterschiedlichen barrierefreien Stationen besonders beeindruckt.
Brücken bauen – Jüdische Museen in einer diversen Gesellschaft
Auf der AEJM-Jahrestagung spielte das Thema Outreach, also die Frage, wie Museen ihre Ausstellungen und Angebote für Gruppen zugänglicher machen können, die bisher nicht ins Museum kommen, in verschiedenen Panels und Workshops eine zentrale Rolle. Diese Frage beschäftigt auch kleinere Jüdische Museen. Das Jüdische Museum Brüssel zum Beispiel organisiert seit einigen Jahren ein interkulturelles Fastenbrechen im Monat Ramadan für muslimische und nicht-muslimische Gäste.
Ein Panel mit dem Titel „Museums and Alliances, Museums as Bridge Builders?“, das in der Neuen Synagoge Berlin (Centrum Judaicum) stattfand, stellte die Frage, wie Museen mit ihren Nachbarschaften interagieren und diverse Gruppen ansprechen können. Ein Panel zu Jüdischen Museen und muslimischen Communities stellte Outreach-Programme in Istanbul, Paris und Berlin vor. Dass Outreach und die Einbindung verschiedener Communities ein Thema in allen Bereichen der Museumsarbeit ist, konnten Teilnehmer*innen im Workshop „Collecting Migration and Diversity“ erfahren, in dem das Jüdische Museum Berlin seine Sammlungsarbeit und seine „Objekttage“ vorstellte.
Mit Krisen umgehen, voneinander lernen
Ein weiterer Schwerpunkt der Tagung lag auf der Frage, wie Jüdische Museen in Zeiten globaler und nationaler Krisen als Institutionen relevant bleiben und wie es ihnen auch in Ländern, deren Demokratien bedroht sind, gelingen kann, für demokratische Werte einzustehen. Im Panel „Jewish Museums, Politics and Contemporary Challenges“ diskutierten dazu Kolleg*innen aus Warschau, Budapest, London und Wien. Kolleg*innen aus der Ukraine – zum Teil per Video zugeschaltet – berichteten über ihre Arbeitsbedingungen ein Jahr nach Beginn des russischen Angriffskrieges und die wichtige Arbeit, die Jüdische Museen sowie lokale Archive in allen Teilen der Ukraine aktuell leisten.
Die AEJM Annual Conference 2023 bot nicht nur einen Einblick in die unterschiedliche Arbeit Jüdischer Museen an vielen Orten Europas, sondern auch Möglichkeiten des aktiven Austausches und der Vernetzung. In Zeiten, in denen Antisemitismus und Rassismus eine reale Bedrohung für eine diverse und tolerante Gesellschaft sind, sind auch Jüdische Museen angehalten, ihren Teil für eine offenere und inklusivere Gesellschaft zu leisten.