Das Jewish Museum London befindet sich in der Nähe des lebhaft brodelnden Camden Town, verbirgt sich aber in einer Seitengasse mit typisch britischem Flair.
Der Eingangsbereich des Museums ist großzügig und modern gestaltet. Neben einem gut sortierten Museums-Shop haben Neugierige die Möglichkeit, sich durch verschiedene Kunstwerke und Objekte inspirieren zu lassen.
Eine mittelalterliche Mikwe im Foyer des Museum – 2001 in der Milk Street im Zentrum von London freigelegt – soll den Besuchern als Eyecatcher dienen und erste Einblicke in die anglojüdische Geschichte geben.
Mit solchen Rimmonim und vielen anderen Judaica hat sich die Gruppe ausgiebig beschäftigt: Bestimmung des Materials, des Herkunftsorts, der Zeit, in der sie gefertigt worden sind. Sehr schnell lernt man dabei, dass nicht immer alles klar und eindeutig ist. So kann man manchmal nur anhand bestimmter Symbole oder eines bestimmten Stil ungefähr schätzen, woher und aus welcher Zeit ein Objekt stammen könnte. Scharfe Augen und viel Hintergrundwissen sind dabei gefragt.
Hintergrundwissen und Kreativität waren auch bei den Riddles gefragt, einem speziellen Thema der Judaica-Forschung, das oft auch Fragen offen lassen muss.
Was ist nun rätselhaft an dieser Chanukkia? Tja, genaugenommen alles. Ein genauer Blick zeigt, dass sie aus unterschiedlichen Materialien und Komponenten zusammengebastelt worden ist, die nicht so recht harmonieren. Glas, Halbedelstein, ja sogar Karton ist verwendet worden, um diesen Kultgegenstand „aufzupeppen“. Und warum überhaupt diese ungewöhnliche Form? Weil diese Chanukkia in einem „früheren Leben“ eine Standuhr gewesen sein dürfte…
Auch Objekte wie dieser schöne Toaster aus den 1940ern können eine Sturm von Fragen auslösen, mit denen man sich lange beschäftigen kann. Sind „nur“ Kultgegenstände als Judaica wahrzunehmen, oder nicht doch auch Alltagsgegenstände, die das Leben von Menschen aufschlussreich nachzeichnen? Sind hierbei die (ehemaligen) Besitzer des Objekt ausschlaggebend oder die Hersteller? Es ist faszinierend, sich vorzustellen, dass all die Dinge, die in Museen gesammelt werden, irgendwann einmal jemandem gehört haben, vielleicht jemandem etwas bedeutet haben. Warum sonst hätte man sie aufgehoben?
Um unsere grauen Zellen flexibel zu halten, sind wir natürlich auch durch die Wechselaustellungen des Jewish Museum London geschlendert. „For Richer For Poorer: Weddings unveiled“ zeigt anhand wunderschöner Fotos, Kleider u.v.m. jüdische britische Hochzeitszeremonien zwischen 1880 und 1920.
Eine der Exkursionen brachte uns zur Bevis Marks Synagoge, der ältesten Synagoge im Königreich. Hier durften wir die sefardische Einrichtung bewundern, eine kleine Ausstellung wunderschöner, aus Hochzeitskleidern gefertigter Toramäntel nicht zu vergessen. Das allein war schon bemerkenswert: Beeindruckend war allerdings auch, zu erfahren, dass diese Synagoge die kleine Schwester der Synagoge in Amsterdam ist. Bis zu den Leuchtern an der Decke ist die gesamte Einrichtung aus dem 17. Jahrhundert und maßstabsgetreu Amsterdam nachempfunden.