Die frühesten Nachweise für Hochzeitssteine stammen aus dem 17. Jahrhundert. Diese vor allem in Süddeutschland verbreiteten Steine wurden von außen in die Mauer der Synagoge eingefügt. An ihnen wurde während der Hochzeitszeremonie ein Glas zerbrochen. Das Zerbrechen eines Glases während der Trauzeremonie, kennt man auch in anderen Regionen. Ursprünglich hatte dieser Brauch wohl abergläubische Komponenten, so ging man davon aus, dass sich durch das Zerbrechen des Glases Dämonen vertreiben ließen. Rabbiner interpretierten den Brauch schließlich als eine Erinnerung an die Zerstörung des Tempels in Jerusalem um.
Während also das Zerbrechen eines Glases weit verbreitet war und ist, sind Hochzeitssteine nur für den süddeutschen Raum nachweisbar. Im Laufe der Zeit setzte sich die Tradition durch, den Stein mit einem Stern zu gravieren. Dieser konnte unterschiedlich gestaltet sein: Neben sechsstrahligen gab es beispielsweise auch zwölfstrahlige Sterne. Letztlich setzte sich jedoch das Hexagramm durch. Dieser sechsstrahlige Stern wird mit dem Schild Davids assoziiert und daher als „Davidstern“ bezeichnet. Weiterhin findet sich auf den meisten Hochzeitssteinen die Abkürzung für den Glückwunsch „Mazal Tov“, sowie die Abkürzung für ein Zitat aus dem Buch Jeremia: „Die Stimme des Bräutigams, die Stimme der Braut, die Stimme des Jubels und die Stimme der Freude.“ (Jeremia 33,11)
Im Zuge der Haskala, der Aufklärungsbewegung innerhalb der jüdischen Reformbewegung, verloren zahlreiche Bräuche an Bedeutung. Es ergingen Verordnungen, aufgrund derer die Hochzeitsfeierlichkeiten ins Innere der Synagoge verlegt und das Zerbrechen eines Glases verboten wurden. Dennoch haben sich einige Hochzeitssteine bis heute erhalten. So zum Beispiel dieser Hochzeitsstein aus Alsenz, Rheinland-Pfalz. Er stammt aus dem Jahr 1765 und war bis zur Renovierung der Synagoge Alsenz in deren Außenwand eingelassen. Der Davidstern ist gut zu erkennen, leicht beschädigt sind die Abkürzungen für „Mazal Tov“ und der Spruch aus dem Buch Jeremia.
Mehr zu dem Hochzeitsstein aus Alsenz können Sie in unserem Ausstellungskatalog „Im Labyrinth der Zeiten. Mit Mordechai W. Bernstein durch 1700 Jahre deutsch-jüdische Geschichte“ nachlesen.
Von Ayleen Winkler