Zwei große erstarrte Wogen unter einer Oberfläche, die optisch an grau verwaschene Holzdielen erinnert, bilden zusammen mit rau verputzten schwarzen Wänden das Bühnenbild für dieses Stück. Mehr braucht es tatsächlich nicht, um die verschiedenen Schauplätze der Handlung abzubilden. Ein Wechsel der Szenerie wird lediglich durch verschiedene Lichtstimmungen und gelegentliche Ton- und Filmeinspieler bewirkt. In der Mitte dieser Bühne zu Beginn nun Nathan. Er sieht erschöpft aus und auch immer ein bisschen traurig, dieser Nathan, der eben von einer Reise in seine Heimatstadt Jerusalem zurückgekehrt ist. In lässiger Freizeitkleidung, einen Koffer in der Hand, steht er da und lässt den aufgeregten Bericht der Hausdame Daja auf sich einprasseln. Auf seinen Schultern scheint die Weisheit der Erfahrung zu lasten. Trotz ruhiger Stimme und unaufgeregter Art hat August Zirner als Nathan stets eine starke Präsenz auf der Bühne und schafft damit eine anhaltend gespannte Atmosphäre im Zuschauerraum.
Allein scheint es Nathan damit nicht zu gelingen, die anderen Figuren der Handlung zu erreichen. Sei es nun der junge und ungestüme Tempelherr, der abwechselnd im Zorn oder liebestoll über die Bühne jagt, sei es der sich geschäftsmäßig gebärdende Sultan Saladin, stets mit seiner maschinengewehrbewehrten Entourage im Schlepptau: Nathans Erklärungs- und Vermittlungsversuche scheinen ins Leere zu laufen, Nathans Ringparabel, eine Fabel für Versöhnung der Religionen, verkommt am Ende zum Verlachmärchen. Über zweihundert Jahre nach Lessing scheint Harmonie zwischen den Glaubensgruppen ferner denn je. Als der Vorhang am Ende der Vorstellung fällt, sekundenlange nachdenkliche Stille, die sich allmählich zu kräftigem Applaus ausbaut.
Sehr empfehlenswerte Inszenierung des Klassikers mit aktuellem Bezug, die auch durch ihre große Nähe zum Originaltext und ihren Unterhaltungswert überzeugt.
Die nächsten Aufführungstermine (jeweils um 19.30 Uhr):
02.12.16 / 03.12.16 / 13.12.16 / 26.12.16
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