Zwischen 1945 und 1948 wurde St. Ottilien bei Eresing zur unfreiwilligen Station für über 5.000 jüdische Überlebende aus Osteuropa, die als sogenannte Displaced Persons (DPs) in die amerikanische Besatzungszone kamen. Das Kloster war in den Kriegsjahren als Wehrmachtslazarett genutzt worden, Ende April 1945 wurden in St. Ottilien unter Verwaltung der Alliierten die ersten jüdischen Überlebenden medizinisch versorgt. Es entstand ein DP-Hospital und -Lager mit einer eigenen Verwaltung, einer koscheren Küche und einer Talmudschule. Eine Besonderheit war die Geburtenstation, in der bis 1948 428 Kinder zur Welt kamen.
Zu einem internationalen Symposium im vergangenen Juni kamen viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer nach St. Ottilien, die einen ganz persönlichen Bezug zu diesem Ort haben. So auch Dr. Alec Savicky, dessen Eltern Abram und Sara Savicky, geborene Gerberbaum, gemeinsam in St. Ottilien waren bevor sie nach Australien auswandern konnten. Savicky ist in Melbourne aufgewachsen, seine Schwester Leah liegt auf dem jüdischen Friedhof in St. Ottilien begraben. Für das Symposium kam Savicky zum ersten Mal nach St. Ottilien, das er bisher nur von Fotos kannte. Eine Aufnahme, die Abram Savicky als Mitglied der Lager-Polizei zeigt, ist nun auf einer Tafeln des neuen Rundwegs zu sehen. Der Austausch mit den Nachkommen der Überlebenden ist für die Erforschung der Geschichte des DP-Hospitals von großer Bedeutung, ein privates Fotoalbum, wie das der Familie Savicky ein Glücksfall.
Der neue Rundweg zur DP-Geschichte in St. Ottilien hat elf Stationen. Besucherinnen und Besucher können sich bei einem Rundgang über das Klostergelände über verschiedene Orte der DP-Geschichte informieren. Der Rundweg kann ganzjährig besucht werden, Gaststätte und Café laden zum Verweilen ein.