Update München Displaced // DP Camp Neu-Freimann

Dina Schweizer, vermutlich geboren 1935 in Galizien (heute Ukraine), besuchte mit ihren beiden Söhnen die Ausstellung „München Displaced“ und erzählte uns von ihrer Zeit im DP Camp Neu-Freimann 1947 bis 1949.
Ausweisdokument, englischsprachig mit Passbild und Fingerabdrücken
DP Card von Danuta Mandel, 1948, Arolsen Archives

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Dina Schweizer stammt aus der polnischen Stadt Zólkiew, heute in der Ukraine. Ihr genaues Geburtsdatum ist nicht bekannt, da alle die es wussten, die Schoa nicht überlebten. Dina Schweizer, damals noch Danuta Mandel, war sieben oder acht Jahre alt, als die deutsche Wehrmacht ihre Heimatstadt besetzte. Die Familie wurde in ein Getto gezwungen, wo die Mutter an Thyphus starb und der Vater ermordet wurde. Ihre Geschwister kamen ins Zwangsarbeiterlager Lemberg-Janowska. Ihre ältere Schwester verhalf ihr zur Flucht und eine frühere Kinderfrau versteckte das Mädchen bei ihrer Schwester unter dem Namen Marina. „Ich musste immer wachsam sein, ich stand immer unter Verdacht. Ständig bedeckte ich mein Gesicht.“, erinnert sie sich.

Nach Kriegende kam sie in ein sogenanntes Children‘s Center, ein Heim für elternlose Kinder in Aschau, verwaltet von der Hilfsorganisation UNRRA. Durchschnittlich lebten 400 jüdische Kinder dort, lernten Hebräisch und warteten auf ihre Ausreise nach Palästina. 1946 fand sie  ihr Onkel Salaman Mandel dort, der mit seiner Familie mit falschen Pässen überlebt hatte. Er schickte Danuta zusammen mit seinen beiden Töchtern Ada und Giza auf dem Flüchtlingsschiff „Exodus“ 1947 nach Palästina. Für Danuta eine erneute Odyssee. „Im Dunklen ist das Schiff illegalerweise aus dem Hafen von Marseilles herausgefahren. In englischen Gewässern wurde es dann von englischen Schiffen umringt. Nach einem kurzen Kampf ergab sich der Kapitän. In Haifa wurden dann nur die verwundeten Passagiere an Land gebracht, die anderen mussten zurück nach Deutschland in die britische Zone.“ Es erfolgte für sie erneut eine Internierung.

Salaman und Henia Mandel holten schließlich die drei Mädchen in das DP-Lager Neu Freimann in München. In der von der US-Militärverwaltung beschlagnahmten Siedlung wohnten die zwei Erwachsenen und drei Mädchen zusammen mit einer anderen Familie in einem der Häuschen mit Spitzdach. „Die Küche benutzen wir zusammen, jede Familie saß an einer Hälfte des Tisches.“ Danuta inzwischen fast 13 Jahre alt, ging in die Schule im DP-Lager. Sie erinnert sich an Abende mit Theaterstücken.

Nach der Staatsgründung wanderte Danuta Mandel mit ihren Verwandten nach Israel aus. Seit 1974 lebt sie in Luxemburg.

Dank an Dina Schweizer für die Erinnerungen.

Die Ausstellung „München Displaced. Der Rest der Geretteten“ ist eine Bestandsaufnahme zur Münchner Nachkriegsgeschichte. Viele Detailinformationen, Fotos und Erinnerungsstücke fehlen noch. Inzwischen haben Besucherinnen, Nachfahren von Münchner DPs und andere Interessierte ihre Erinnerungen mit uns geteilt.

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