David Mark Berger wird am 24. Mai 1944 in Cleveland/Ohio in den USA geboren. Er ist das erste Kind von Dorothy Berger und dem Arzt Ben Berger. 1947 und 1950 bekommt das Ehepaar zwei weitere Kinder: Fred und Barbara. Die drei Geschwister wachsen in Shaker Heights in Cleveland auf, einer Gegend mit einer großen jüdischen Gemeinde. Die Familie lebt traditionell religiös, besucht die Synagoge und David geht für über ein Jahr vor seiner Bar Mitzwa in die „Hebrew School“ (jüdische Sonntagsschule).
Als David Berger 13 Jahre alt ist, nimmt ihn sein Vater mit zu einem Gewichtheben-Turnier und der Junge ist sofort begeistert. Sein Ziel und Lebenstraum sind bald klar – die Olympischen Spiele. Davids Eltern können seine Leidenschaft zwar nicht nachvollziehen, unterstützen ihn jedoch.
Barbara Berger erinnert sich an ihren Bruder als beeindruckend intelligent, diszipliniert und zielstrebig, mitunter sogar stur aber dennoch überaus humorvoll, mit starkem Sinn für Gerechtigkeit und großer Solidarität für Benachteiligte.
Nach seinem High School Abschluss studiert er an der Eliteuniversität Tulane Psychologie, danach zieht der Sportler von New Orleans nach New York und erlangt 1969 an der Columbia University einen Master in Businessadministration. Später promoviert er in Jura. Diese herausragenden akademischen Leistungen erbringt David Berger neben seinen nationalen Wettkampferfolgen in den USA und den internationalen bei der Makkabiade, wo er 1969 sogar einen Weltrekord bricht.
In New York hält David Berger die Hunde Darius und Jaffa, die er sehr liebt. Er ist überzeugter Pazifist und nimmt an Protestmärschen gegen den Vietnamkrieg teil. Nach der Teilnahme bei zwei Makkabiaden in Tel Aviv entwickelt der junge Sportler seine Begeisterung für Israel, 1970 wandert er dorthin aus. Seiner Familie erklärt er seine Entscheidung nicht. Sie vermutet, dass David hofft, sich für das israelische Olympiateam qualifizieren zu können. Er spricht bald fließend Hebräisch und nimmt die israelische Staatsangehörigkeit an. In seiner Freizeit arbeitet er für das „Spivak Institute“, einem Zentrum für körperlich beeinträchtigte Jugendliche. Er trainiert am Wingate Institute und ist Mitglied des Makkabi-Tel Aviv Gewichtheber Teams.
1972 besucht Barbara Berger ihren Bruder in Israel. Gemeinsam reisen sie nach München zu den Olympischen Spiele und treffen dort ihren Bruder Fred. In München kann David Berger sich nun endlich seinen großen Traum vom olympischen Erlebnis erfüllen und zieht voll Stolz ins Stadium ein. Auch nach seinem frühen Ausscheiden aus den Wettkämpfen will er weiter mit seinem Team im olympischen Dorf wohnen und lehnt es ab mit seinen Geschwistern in einer nahen Pension zu übernachten.
Am 5. September wird David Berger im olympischen Dorf mit zehn seiner Kollegen aus der israelischen Delegation von der palästinensischen Terrororganisation „Schwarzer September“ als Geisel genommen. Nach der Ermordung zweier Geiseln und langen Verhandlungen wird er mit seinem Kollegen in zwei Helikoptern gefesselt zum Flughafen Fürstenfeldbruck geflogen. Während des gescheiterten Befreiungsversuches erschießen die Terroristen die Geiseln noch am Flugfeld in den Helikoptern und sprengen beide mit Handgranaten. David Berger erliegt gefesselt im brennenden Helikopter einer Rauchgasvergiftung.
Auf Wunsch der Familie wird David Bergers Körper nach der Obduktion von der US-Regierung nach Cleveland geflogen und dort beigesetzt. Die Familie setzt sich seitdem für ein friedvolles Gedenken ein. Preise werden in David Bergers Namen gestiftet, Denkmäler ihm gewidmet, Straßen nach ihm benannt, Lokalgruppen verschiedener jüdischer Organisationen benennen sich nach David Berger. Auch ein Theaterstück wurde ihm zu Ehren geschrieben. Seine große Leidenschaft wird jedoch von seiner Familie erhalten: Barbara Bergers Sohn David, der seinem Onkel wie aus dem Gesicht geschnitten ist, sowie dessen Freundin sind inzwischen ebenfalls unter die Gewichtheber gegangen.
Text: Angela Libal, Sarah Steinborn; Recherche: Piritta Kleiner, Kuratorin des Erinnerungsortes Olympia-Attentat München 1972, Bayerisches Staatsministerium für Unterricht und Kultus
Zwölf MONATE – Zwölf NAMEN
50 Jahre Olympia-Attentat München
50 Jahre nach den Olympischen Spielen in München soll 2022 ganzjährig an das Olympia-Attentat am 5.-6. September 1972 erinnert werden. Jeden Monat steht dabei ein Opfer im Mittelpunkt des Gedenkens. Es sind verschiedene Interventionen im öffentlichen Raum geplant, von Installationen, die den ganzen Monat über zu sehen sein werden, bis hin zu eintägigen Aktionen.
Januar
Im Januar widmen das Jüdische Museum München, das NS-Dokumentationszentrum, das Amerikahaus und das Israelische Generalkonsulat in München dem Gewichtheber David Mark Berger eine Lichtinstallation. Nach dem Entwurf von Horst Konietzny ist sie bei Tag und Nacht in den Fenstern des Amerikahauses am Karolinenplatz 3 in München zu sehen und wird durch Informationen auf Stelen vor dem Haus sowie durch eine Tonspur ergänzt.
Website zum 50. Jubiläum der Olympischen Spiele in München 1972
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