Von Marina Maisel
Kurz vor Rosch Haschana werden die Speisen zubereitet, die unbedingt auf den Tisch kommen sollen. David erzählt gern und ausführlich von den Traditionen in seiner Familie, die religiös lebt und Rosch Haschana auch in diesem Jahr zusammen feiert. „An Rosch Haschana ist die Challa größer und wird anders geflochten“, erklärt der 23-Jährige, während er lange Teigrollen zu einem runden Zopf flicht. In der Küche duftet es nach Hefeteig und Vanille.
An Rosch Haschana gibt es viele Traditionen, die mit Essen zu tun haben: „Unbedingt muss man einen Apfel mit Honig essen, denn das verspricht ein süßes Jahr,“ so David: „Dann muss ein Fischkopf auf den Tisch, denn Rosch Haschana ist so etwas wie der Kopf des Jahres. Und ein Granatapfel, denn man soll so viele Mitzwot – also gute Taten – machen, wie es Kerne im Granatapfel gibt.“
Davids Familie kam Anfang 2005 aus der ukrainischen Stadt Kirovohrad (heute Kropywnytskyj) nach Deutschland. Da die Großeltern schon in München lebten, wurde der Familie im Nürnberger Ankerzentrum für Kontingentflüchtlinge ebenfalls München als Wohnort zugewiesen.
„Wir haben in meiner Familie hauptsächlich Russisch gesprochen“, erinnert sich David. Im Kindergarten habe ihn keiner verstanden. Doch an den Namen seiner Erzieherin Barbara, die ihn sehr unterstützt hat, erinnert er sich bis heute. David gehörte dann zum ersten Jahrgang der am Jakobsplatz neu eingezogenen Sinai-Schule. Dieses Jahr ist sein jüngerer Bruder in die gleiche Schule gekommen. „Das erinnert mich daran, wie wir jeden Freitag in der großen Aula Schabbat gefeiert, Lieder gesungen und Gebete gesagt haben.“
In der Ukraine war Davids Familie nicht religiös: „Mein Vater hat in unserer Familie die jüdische Tradition wiederbelebt. Heute ist sie Teil meiner Identität.“ Das heißt, Kaschrut beachten, Schabbat halten und jüdische Feiertage begehen, ist für David heute selbstverständlich.
Am Schabbat wird in seiner Familie gern Fisch gegessen oder Gulasch. Auch internationale Gerichte wie Sushi oder Pizza kommen auf den Tisch, natürlich nach den Kaschrut-Regeln zubereitet. Immer dabei sind die Challot, die seine Mutter nach traditionellem Rezept bäckt.
An Rosch Haschana werden die Challot, die normalerweise eine längliche Form haben, rund geflochten. Das soll den Jahreskreis symbolisieren. Anstelle von Mohn oder Sesam werden sie mit Vanillin-Zucker bestreut. So kennt David es von seiner Mutter. Schließlich wünscht man sich zu Rosch Haschana ein „süßes“ neues Jahr. In diesem Jahr kommt für David und seine Familie ein Wunsch dazu: „Wir werden uns wie immer ein süßes und gesundes Jahr wünschen und einen friedlichen Himmel, vor allem für die Ukraine und Israel!“
Rezept
Zutaten
- 1 Glas Wasser (Zimmertemperatur)
- 500-600 gr. Mehl
- 2 EL Zucker
- 2 EL Pflanzliches Öl
- 1 Päckchen Hefe
- Eine Prise Salz
- 1 Ei
- 1 Päckchen Vanillin-Zucker
Zubereitung
Das Glas Wasser in eine große Schüssel gießen, Zucker, Salz, Öl, Hefe und 2 EL Mehl dazugeben, mit einem Löffel alle Zutaten vermischen und ca. 20 Minuten stehen lassen. Dann das restliche Mehl nach und nach langsam einmischen, bis man einen Teig bekommt, dann mit den Händen gut kneten, ein bisschen Mehl dazu geben. Der Teig sollte weich sein, aber nicht mehr an den Händen kleben. Aus dem Teig eine Kugel formen und in der Schüssel für ca. eine Stunde gehen lassen. Die Schüssel mit einem Tuch zudecken.
Den Backofen auf 180 Grad vorheizen. Auf das Blech ein Stück Backpapier legen. Nachdem der Teig gegangen ist, ihn noch einmal kurz kneten und dann dreiteilen. Jedes Teil wiederum in drei Teile teilen. Aus jedem Teil lange Rollen kneten. Jeweils drei Rollen oben zusammenkleben und einen Zopf flechten und zu einem Kreis formen. Die Challot auf das Blech legen.
Ein Ei in der Schüssel kurz aufschlagen, davor prüfen, dass im Ei keine Blutspuren sind. Mit dem Pinsel Ei auf die Challot verteilen und mit Vanillin-Zucker bestreuen.
Die Challot im vorgeheiztem Backofen ca. 15-20 Minuten backen bis sie eine schöne, goldgelbe Farbe bekommen.
Guten Appetit!