Von Marina Maisel
In Deutschland wird Borschtsch oft einfach „Rote-Bete-Suppe“ genannt und von vielen nicht besonders geschätzt. Anders ist das für viele, die wie Miriam und ich aus der ehemaligen Sowjetunion kamen. Denn dort ist Borschtsch eine sehr bekannte und beliebte Suppe, für die jeder sein eigenes Rezept hat. Ob vegetarisch oder mit Fleisch, die wichtigsten Zutaten sind natürlich Rote Bete, Weißkohl, Kartoffeln, Karotten und Zwiebeln. Was sonst noch in den Topf kommt, variiert von Küche zu Küche. In Miriams Familie, die vor fünfundzwanzig Jahren aus Charkiw nach München kam, wird Borschtsch oft zum Schabbat als erster Gang serviert.
„Meine Großmutter Dora war die große Köchin in der Familie“, erinnert sich Miriam, „Sie hat natürlich auch Borschtsch gekocht, aber mit ihren Besonderheiten. Von ihr habe ich dabei auch erfahren, dass unsere Familie jüdisch ist.“ Als im Jahr 1990 in Charkiw die Synagoge zurück an die jüdische Gemeinde übergeben wurde, (zu Sowjetzeiten befand sich darin ein Sportverein) beginnt sich die junge Miriam für jüdische Religion zu interessieren. Sie besucht regelmäßig den Unterricht in der jüdischen Sonntagschule. Nach ihrem Philologie-Studium besucht sie noch ein Jahr eine Midrasha (Hochschule für jüdische Studien für Frauen) in England. Heute leitet die vierfache Mutter spannende Projekte im Bereich Bildung und Jugendarbeit in der Europäischen Janusz Korczak Akademie in München. All das erzählt Miriam während sie mit dem Kochen beginnt und dabei gesteht, dass das Rezept für ihren Borschtsch von ihrer Schwiegermutter Mila stammt, also nicht von Großmutter Dora.
Miriam kocht ihren Borschtsch, so wie alles, was sie zubereitet, nach den Regeln des Kaschrut. Sie achtet also genau darauf, dass alle Zutaten frei von kleinen Lebewesen, wie Insekten oder Würmern sind. Die einzelnen Weißkohlblätter schaut sie genau an und taucht sie für einige Zeit in eine große Schüssel mit Salzwasser. So treiben alle Insekten nach oben. Ihr Borschtsch ist zudem vegetarisch und darf mit milchiger Mahlzeit genauso wie mit fleischiger Mahlzeit gegessen werden.
Und was ist Miriams persönliche Note für ihren Borschtsch? „Wir mögen Gerichte mit gebratenem Knoblauch. Deswegen kommt bei mir Knoblauch unbedingt zum Gemüse. Sollte ich Knoblauch vergessen – was schon einmal passiert ist – rette ich die Suppe, indem ich extra Knoblauch anbrate und dazu tue.“
Miriams Borschtsch (vegetarisch/vegan und koscher)
Zutaten:
- 3 EL Sonnenblumenöl
- 3 kleine Zwiebeln
- 3 Karotten
- 4 kleine Kartoffeln
- 2 mittlere Rote Bete (am besten roh)
- ½ mittelgroßer Weißkohl
- 3 Zehen Knoblauch
- 1 Dose gewürfelte Tomaten
- 2 EL Tomatenmark
- 2,5 l Wasser
- 2-3 TL Zucker
- Salz, Pfeffer
- Dill (wer mag – Petersilie)
- Zum Anrichten: (veganen) Schmand
Zubereitung:
Zwiebel schälen und würfeln. In einem großen Topf Öl heiß werden lassen und darin die Zwiebeln anbraten. Nach ca. 5 Minuten die geschälten und grob geraspelten Karotten dazu geben. Ein paar Minuten später die geschälte und geraspelte Rote Bete dazu geben. Gemüse ca. 10 min. schmoren lassen. Knoblauch in der Presse zerdrücken und zu dem Gemüse geben, kurz mitbraten.
Wasser in den Topf geben und die geschälten und gewürfelten Kartoffeln dazu geben. Alles ca. 20 min. köcheln lassen. Währenddessen den Weißkohl vorbereiten: Blätter vom Strunk ablösen, etwas im Salzwasser liegen lassen, waschen und in dünne Streifen schneiden.
Weißkohl in den Topf geben, eine Dose gewürfelte Tomaten und das Tomatenmark dazu geben.
Mit Salz, Pfeffer und Zucker abschmecken.
Weitere 10 min. köcheln lassen. Zuletzt den gewaschenen und klein geschnittenen Dill in die Suppe geben.
Traditionell isst man Borsch mit einem Löffel Schmand.
Guten Appetit!