Chworost zu Chanukka

Zu Chanukka werden gerne in Öl gebratene oder frittierte Speisen wie Latkes oder Sufganiot gegessen – oder Chworost. Unsere Gastautorin Marina Maisel hat uns das Familienrezept ihrer Großmutter Chaja verraten.
Auf einem silbernen Tablett liegt mit Puderzucker besteubte frittierte Teigstreifen. Auf der Tischdecke sind Chanukka-Leuchter in Gelb und Blau.
Chworost als Süßigkeit zu Chanukka, Foto: © Marina Maisel

Von Marina Maisel

Wenn ich durch die Stadt gehe und an einem Weihnachtsmarkt vorbeikomme, erinnern mich die süßen Düfte an die Chworost meiner Großmutter Chaja. Chworost (zu Deutsch „Reisig“) sind speziell gedrehte, in Öl frittierte und mit Puderzucker bestreute Teigstreifen.  Als Kind gehörten sie zu meinen Lieblingssüßigkeiten. Ich durfte sie oft zusammen mit meiner Großmutter backen und meine eigenen Kreationen beisteuern. Großmutter Chaja stammte aus Gorki in Weißrussland. Nach ihrer Heirat lebte sie im russischen Smolensk, wo meine Mutter geboren wurde. Im Krieg musste Chaja unter dramatischen Umständen mit ihren Kindern nach Usbekistan fliehen und arbeitete dort als Krankenschwester in einem Militärhospital. Nach dem Krieg lebte sie in Leningrad, wo ich sie immer gerne besuchte.

Meine „Babuschka“ kannte viele Rezepte der osteuropäischen jüdischen Küche: Gefilte Fisch, Kugel, Lejkech, Zimmes und vieles mehr. In einer Schublade in der Küche bewahrte sie ein kleines rotes Heft auf, in das sie alte und neue Rezepte notierte. Heute halte ich das Heft in der Hand und finde darin auch das Rezept für Chworost. Ich muss unwillkürlich lächeln, denn als Kind fand ich es sehr komisch, dass Chworost mit Wodka gemacht wurde – die geheime Zutat für ein besonders knuspriges Gebäck. Und davon machte meine Großmutter immer große Schüsseln voll. Damit wir Kinder immer auch etwas Chworost für unsere Freunde mitnehmen konnten. Wenn ich meine Mutter frage, ob Chworost ein jüdisches Gebäck ist, zuckt sie mit den Schultern. Das Gebäck gibt es fast überall: in Polen als Faworki, in Frankreich als Oreillettes und in Spanien als Fazuelos.

Kurz vor Channuka riecht es in meiner Münchner Küche nach heißem Öl, auf dem Tisch liegt das rote Heft von Großmutter Chaja. Ich bin ein wenig aus der Übung, aber es gelingt mir dann doch, die Teigstreifen so zu verknoten, wie wir es damals gemacht haben. Bald brennt die erste der acht Chanukkakerzen und auch der in Öl gebratene Chworost ist fertig – und schmeckt herrlich nach Kindheit.

Rezept

Zutaten für die Chworost nach Großmutter Chajas Rezept (oben links), Foto: © Marina Maisel

Zutaten:

Für den Teig:

  • 250 g Mehl
  • 2 Eier
  • 1-2 EL Zucker
  • 2 EL Wodka (optional, für Knusprigkeit) 1 Prise Salz
  • Puderzucker zum Bestäuben
  • Pflanzenöl zum Frittieren

Zubereitung:

Eier, Zucker, Salz und Wodka in eine Schüssel geben und mit dem Schneebesen kurz verrühren. Nach und nach Mehl dazu geben und zuerst mit einem Löffel, später mit den Händen zu einem glatten, elastischen Teig verkneten. Den Teig zu einer Kugel formen, in eine Frischhalterfolie packen und für ca. 20 Minuten im Kühlschrank ruhen lassen.

Aus dem Teig drei Kügelchen formen und jedes ganz dünn ausrollen (ca. 1–2 mm dick) und in ca. 2 cm breite und 10 cm lange Streifen schneiden.

Jeden Streifen in der Länge mittig einschneiden und ein Ende durch den Schnitt ziehen, sodass die typische, verdrehte Form entsteht.

Zubereitung der Chworost, Foto: © Marina Maisel

In einem Topf oder einer tiefen Pfanne reichlich Öl auf etwa 180 °C erhitzen. Die Teigstreifen portionsweise goldgelb ausbacken, zuerst auf der einen Seite, dann auf der anderen. Dabei am besten mit einer Kuchenzange vorsichtig wenden.

Die fertigen Chworost auf Küchenpapier abtropfen lassen und mit Puderzucker bestäuben.

Guten Appetit und Chanukka Sameach!

Lesen Sie auch: Latkes: Kartoffelpuffer zu Chanukka