Montag: Nach knapp einer Woche trifft die Lieferung von Klauber Brothers aus New York im Jüdischen Museum München ein. Das Paket mit orange-blauem FedEx-Aufdruck enthält Muster der aktuellen Produktion des Familienunternehmens, das 1859 von Rosa Klauber gegründet wurde. Mark Klauber, der heutige Inhaber, der das Ausstellungsprojekt von Beginn an unterstützte, erklärte sich sofort bereit, Spitzenmuster für die kommende Ausstellung zu schicken. Dass die harte Arbeit seiner Familie nicht vergessen werde, bedeute ihm viel, schreibt er per Mail. 1938 hatten sein Großvater und dessen Brüder das Spitzenhaus „Rosa Klauber“ in der Theatinerstraße und die Wäschefabrik im Rahmen einer sogenannten Arisierung verkaufen müssen. Die Familie floh vor den Nationalsozialisten in die USA, wo sie sich eine neue Existenz aufbaute: aus „Rosa Klauber“ wurde „Klauber Brothers“.
Die Suche nach historischer Spitze aus dem Münchner Spitzenhaus gestaltet sich kompliziert. Auch wenn es in den Museen in München und Süddeutschland große Spitzensammlungen gibt, ist es schwierig, Spitze aus einem bestimmten Geschäft ausfindig zu machen. Ein Großteil der Waren waren Handarbeiten und auch maschinell gefertigte Stücke hatten in den seltensten Fällen ein Etikett. Auch bei der Wäsche, die die Firma „Rosa Klauber“ ab 1927 in München produzierte, sieht es nicht besser aus, da kratzende Etiketten von den Trägerinnen häufig entfernt wurden. Hinweise auf die Herkunft einzelner Textilien liefern höchstens die Inventarbücher der Museen, in die Erwerbungen und Schenkungen notiert werden. So auch für eine Schenkung Rosa Klaubers an das Germanische Nationalmuseum 1885, deren Zugangsnummer sich heute allerdings keiner Inventarnummer mehr zuordnen lässt.
Es folgten E-Mails nach St. Gallen, Tiflis und Stockholm. Die online zugänglichen Sammlungen vieler Museen weltweit erleichtern die Recherche. Im Online-Katalog des Hallwyl Museum, Stockholm, fand sich ein Eintrag über einen 1880 von der Sammlerin Wilhelmina von Hallwyl bei Rosa Klauber erworbenen Schal. Angesichts der unklaren Entwicklung der COVID-19-Pandemie, ist ein aufwendiger und kostenintensiver Transport aus dem Ausland jedoch derzeit nicht realisierbar und so bleibt noch immer die Suche nach einem alternativen Exponat in der Region.
Dult ist Kult: 1860 kam Rosa Klauber, Händlerin aus Böhmen, erstmals auf die Auer Dult in München. Heute, 160 Jahre später, gibt es noch immer eine Hand voll Händlerinnen und Händler, die auf alte Spitze spezialisiert sind. Groß sei das Interesse dafür heute aber nicht mehr, heißt es am Stand des Antiquariats Schenzinger. Der Besuch der herbstlichen Auer Dult lohnte sich trotzdem, auch wenn unsere Suche dort erfolglos blieb.
Aufruf
Gibt es in Ihrem Wäscheschrank oder auf Ihrem Dachboden ein Stück aus dem Spitzenhaus „Rosa Klauber“? Wir freuen uns über jeden Hinweis. Weitere Informationen zum Spitzenhaus Rosa Klauber