Der Sohn des DP-Künstlers Pinchas Schuldenrein rief uns aus New Jersey an. Er hatte ein Plakat seines Vaters in einem Artikel der Jewish Telegraphic Agency entdeckt und konnte uns mehr über dessen weiteres Leben berichten:
Pinchas Schuldenrein wurde 1912 in Maków Mazowiecki in der Nähe von Warschau geboren und studierte dort an der Akademie der Künste. Aus dem Konzentrationslager Stutthof befreit, kam er als DP in das Camp Zeilsheim bei Frankfurt. Er unterrichtete jüdische Kinder in den Camps und dokumentierte in künstlerischen Arbeiten das, was er gesehen und überlebt hatte. Er entwarf Plakate für die Zentrale Historische Kommission und andere jüdische Organisationen wie HIAS (Hebrew Immigrant Aid Society).
Das gezeigte Plakat eröffnet mit den Worten „Denkt daran, was Amalek euch angetan hat!“ In der hebräischen Bibel ist Amalek ein Volk, das das Böse schlechthin verkörpert. Es folgen die Illustrationen von vier Katastrophen: Oben rechts die „Zerstörung des Hauses“. Gemeint ist die Zerstörung der heiligen Stiftshütte in Jerusalem durch griechische und römische Armeen. Oben links die „Sklaverei in Ägypten“, in der die Juden von den Ägyptern versklavt und gezwungen wurden, unter harten Bedingungen zu arbeiten. Die untere rechte Seite zeigt die Vertreibung der Juden während der spanischen Inquisition im Jahr 1492. Unten links werden die Massaker an den polnischen Juden in den Jahren 1648–1649 gezeigt, die von einer Armee unter Bogdan Chmielnicki verübt wurden. Das Plakat endet mit Aufruf: „Zamelt un fartseykhent!“ (Jiddisch: Sammelt und dokumentiert!).
1947 wanderte Pinchas Schuldenrein nach Amerika aus. Als er einige Jahre später die amerikanische Staatsangehörigkeit annahm, änderte er seinen Namen in Paul Sharon. Er arbeitete in New York als Werbegrafiker bis zu seinem Tod 1998. Sein Enkel Jeremy erinnerte als Student mit einer Webseite an seinen Großvater:
Dank an den Sohn und Enkelsohn für die Informationen zur Biografie von Paul Sharon.
Weitere Updates folgen in Kürze hier und in der Ausstellung. Zur Ausstellung „München Displaced. Der Rest der Geretteten“