Lilias Leberpastete

Ein Familienrezept der Großmutter, gekocht vom Vater und weitergegeben an die Generation der Tochter. Unsere Gastautorin Marina Maisel war bei Lilia zu Besuch.
Lilia hält einen Teller mit der angerichteten Leberpastete in die Kamera und lächelt. Sie trägt eine grüne Strickjacke und sitzt an ihrem Küchentisch.
Lilia mit der Leberpastete nach Familienrezept, Foto: © Marina Maisel

Von Marina Maisel

„In unserer Familie war Essen sehr wichtig“, erzählt Lilia, die die Liebe zum Kochen von ihrem Vater Grischa geerbt hat: „Vom Rind wurden fast alle Teile verwendet: Zunge, Herz, Leber, sogar das Euter. Also nicht nur das feine Fleisch.“ Während des Zweiten Weltkriegs erlebte die Familie von Lilias Vater, die damals in der Nähe von Moskau wohnte, richtigen Hunger. „Vielleicht war es meinem Vater deshalb so wichtig, dass es bei uns immer genug zu essen gab,“ überlegt Lilia. Grischa war ein Genussmensch, der gerne kochte und genauso gerne aß. Er konnte das Essen richtig genießen. Man sagt: er hat mit Schmackes gegessen. Für ihn war es ein großes Erlebnis, etwas Leckeres zuzubereiten und es der Familie zu servieren.

Von ihrer Großmutter Rivka lernte Lilia typische Gerichte der jüdischen Küche kennen: Zimmes – geschmorte Karotten mit einer Teigkugel in der Mitte des Topfes oder Kreplach – mit Hackfleisch gefüllte dreieckige Teigtaschen, die mit Brühe gegessen wurden – eines der Lieblingsgerichte der Familie. Außerdem gefüllten Hähnchenhals, die Heringsvorspeise Vorschmack und zum Nachtisch Fluden, Lechkech, Strudel oder Teyglach.

„Mein Vater ist in Weißrussland geboren, in der Stadt Witebsk, wo auch Marc Chagall auf die Welt kam“, erzählt Lilia. Als ihre Familie 1993 von Moskau nach München übersiedelte, gehörte sie zu einer der ersten so genannten Kontingentflüchtlinge in Deutschland. Anfangs musste die fünfköpfige Familie in einer Flüchtlingsunterkunft wohnen, bis sie in eine Mietwohnung ziehen konnte. Ihre Traditionen haben sie aber immer und überall gepflegt – auch in der Küche. Lilias Vater hatte die Leber beim Kochen immer wieder mit dem Messer angestochen und darauf geachtet, dass kein Blut mehr herauskommt. „Das war sehr wichtig, damit das Essen nach koscheren Vorschriften zubereitet wird“, erinnert sich Lilia, die es heute genauso macht. Sobald die Leber fertig ist und die Zwiebeln goldbraun angebraten sind, wird beides fein zerkleinert, gewürzt und angerichtet. Dieses Gericht gibt es bei Lilias Familie zu jedem feierlichen Anlass und sie weiß auch warum: „Unsere Kinder und Enkelkinder lieben diese Pastete und freuen sich, wenn ich beim Essen die Geschichten über Opa Grischa erzähle“.

Rezept

Die rohe Leber, Öl, Salz, Pfeffer und drei Zwiebeln liegen auf einer Arbeitsplatte.
Zutaten für Lilias Leberpastete, Foto: © Marina Maisel

Zutaten

  • 500-600 g Rinderleber (als Variante Kalbs- oder Hühnchenleber)
  • 2-3 mittlere Zwiebeln
  • 3-4 EL Sonnenblumenöl
  • 2 L Wasser zum kochen
  • Salz
  • Schwarzer Pfeffer

Zum Anrichten:

  • 1 Eigelb vom hartgekochten Ei
  • Kräuter nach Wahl

Zubereitung

Leber waschen, die durchsichtige Haut abziehen, in grobe Stücken schneiden und in leicht gesalzenem Wasser ca. 7 Minuten aufkochen, dabei den Schaum abheben. Mit einem scharfen Messer einstechen, bis kein Blut mehr rauskommt.

Die Zwiebeln in Halbringe schneiden und in der Pfanne im Sonnenblumenöl goldig anbraten.

Die noch warmen Leberstücke zusammen mit den frisch gebratenen Zwiebeln entweder durch einen Fleischwolf ein-, zweimal laufen lassen oder mit dem Pürierstab zerkleinern. Nach Bedarf mit ein paar Löffeln Kochwasser cremiger machen und mit Salz und Pfeffer abschmecken.

Die Pastete auf einem Teller servieren und nach Belieben mit dem zerdrückten Eigelb und den Kräutern bestreuen.

Guten Appetit!

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